Die Al-Kaida ist nach Einschätzung der US-Geheimdienste nicht mehr zu einem Anschlag in der Grössenordnung der Anschläge vom 11. September 2001 fähig. Der Kern der von Osama bin Laden gegründeten Terrorgruppe habe unter anderem wegen des Arabischen Frühlings schwere strategische Rückschläge erlitten.
Dies erklärte der Vize-Direktor des Büro des Nationalen Geheimdienstdirektors, Robert Cardillo, nach einem Bericht des „Wall Street Journals“ am Freitag in Washington. Die von der Gruppe vertretene strenge und gewalttätige Variante des Islam werde in den betroffenen Staaten nicht unterstützt.
Dazu komme der Druck der Antiterrormassnahmen. Ein Anschlag einer ausländischen Terrorgruppe mit vielen Opfern „ist im kommenden Jahr unwahrscheinlich“, sagte Cardillio weiter. Es sei auch weniger wahrscheinlich geworden, dass es in den nächsten Jahren zu Angriffen mit chemischen oder biologischen Waffen sowie Atomwaffen durch Terrorgruppen auf die USA komme.
Al-Kaida im Jemen und Einzeltäter
Die grösste Bedrohung für die Sicherheit der USA gehe nicht mehr vom eigentlichen Kern der Al-Kaida-Führung in Pakistan aus. Vielmehr habe sie sich zu deren Verbündeten im Jemen und den schwer zu identifizierenden Einzeltätern, die ihre Taten im Namen der Organisation weltweit verüben könnten, verlagert, heisst es im Zeitungsbericht.
Bin Ladens Nachfolger Aiman al-Sawahiri verfüge auch nicht über die glühende Anhängerschaft wie sein Vorgänger. Während die Kern-Al-Kaida nur noch wenige hundert Mitglieder haben dürfte, werde die Anhängerschaft des jemenitischen Ablegers der Terrororganisation, Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel, auf eine Zahl im mittleren bis hohen Hunderter-Bereich geschätzt.
Jahrestag der Tötung Bin Ladens
Cardillio und andere US-Vertreter, die namentlich nicht genannt werden wollten, sprachen zum Jahrestag der Tötung von Bin Laden mit Journalisten über die Bedrohung durch radikale Muslime.
Osama bin Laden war am 2. Mai vergangenen Jahres auf seinem Anwesen in Pakistan von einer US-Eliteeinheit erschossen worden.