Der Druck der USA gegen den Schweizer Finanzplatz im Kampf gegen Steuerbetrug steigt weiter: Das US-Justizministerium hat am Donnerstag (Ortszeit) mit der Bank Wegelin erstmals ein Schweizer Finanzinstitut angeklagt. Bisherige Klagen der US-amerikanischen Behörden waren immer nur gegen Angestellte von Banken gerichtet.
Erst vor rund vier Wochen hat die New Yorker Staatsanwaltschaft Klage gegen drei Banker von Wegelin erhoben. In Folge dessen und in Voraussicht, dass es auch zu einer Klage gegen die Bank kommen dürfte , hat die Bank Wegelin letzte Woche einen Grossteil ihres Geschäfts an die Raiffeisen-Gruppe verkauft.
Bei der ältesten Schweizer Bank, die acht solidarisch und unbeschränkt haftenden Teilhabern gehört, verblieb einzig noch das Geschäft mit US-amerikanischen Kunden. Mit der Abspaltung und dem Verkauf aller anderen Tätigkeiten schützte Wegelin ihr einstiges Kerngeschäft mit vermögenden Kunden in der Schweiz und in Europa.
Denn eine Klage, wie sie nun in New York erhoben wurde, kann die Existenz einer Bank bedrohen, da Kunden in einem solchen Fall ihre Gelder abziehen und Geschäftspartner ihre Zusammenarbeit aufkündigen dürften. Der geschäftsführende Teilhaber Konrad Hummler begründete den Verkauf denn auch mit der existenzbedrohenden Lage, in welche die Bank wegen der rechtlichen Auseinandersetzung mit den US-Behörden geraten sei.
1,2 Mrd. Fr. vor dem Fiskus versteckt
Mit der Klage gegen Wegelin verhängt ist auch die UBS: Laut Anklageschrift waren es in gewissen Fällen ihre Berater, welche US-amerikanischen Kunden einen Wechsel zu Wegelin empfahlen, als die Grossbank unter dem Druck der Untersuchung der US-Behörden das grenzüberschreitende Geschäft mit US-Kunden aufgaben.
Eine Klage gegen die UBS lag auch in der Luft, als sich die Schweizer Regierung in die damalige Auseinandersetzung zwischen der UBS und den USA einschaltete und schliesslich 2009 jenen Staatsvertrag aushandelte, welche die Schweizer Grossbank zur Zahlung einer Busse von 780 Mio. Dollar verdonnerte und die Lieferung der Bankdaten von bis zu 4450 US-amerikanischen Kunden vorsah.
Laut der Anklageschrift hat die Bank Wegelin mindestens 70 US-Kunden übernommen, die vorher Konten bei der UBS hatten. Die Bank Wegelin sei an einer Verschwörung beteiligt gewesen, durch die über 1,2 Mrd. Dollar vor der US-amerikanischen Steuerbehörde (IRS) verborgen wurden.