Der in einem Missbrauchsskandal belastete frühere Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, ist am Samstag von Richtern in Los Angeles befragt worden. Der Geistliche soll am Konklave zur Wahl des neuen Papstes im März teilnehmen.
Mahony antwortete vier Stunden lang auf Fragen der Richter, die feststellen wollten, ob er pädophile Priester gezielt vor Strafverfolgung geschützt habe. Dabei ging es um mindestens 20 Missbrauchsfälle, berichteten italienische Medien. Der Kardinal antwortete geduldig auf die Fragen, die ihm auch die Rechtsanwälte der Opfer stellten.
Der Kardinal soll nicht nur pädophile Priester in Schutz genommen, sondern auch ihre Flucht begünstigt haben. Dies betrifft unter anderem einen Priester, der beschuldigt wird, 1987 26 Kinder sexuell missbraucht zu haben.
Mahony soll dessen Flucht nach Mexiko begünstigt haben, lautet der Vorwurf der Pädophilie-Opfer. Damit konnte sich der Priester der US-Polizei entziehen.
Obwohl katholische Gruppen in den USA und Anti-Pädophilie-Verbände in Italien Mahony zum Verzicht auf seine Konklave-Teilnahme aufriefen, versicherte der Kardinal per Twitter, dass er bald nach Rom fliegen werde. „Es fehlen nur noch wenige, kurze Stunden vor meiner Abfahrt nach Rom“, twitterte der US-Kardinal.
Daten veröffentlicht
Der heutige Erzbischof von Los Angeles, José Gomez, hatte vor drei Wochen Akten über mutmasslichen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester veröffentlicht. Auf der Internetseite der Diözese wurden die Daten zu Vorwürfen gegen 124 Priester einzusehen. In 82 Fällen geht es um mutmasslichen Missbrauch.
Die Veröffentlichung ist Teil einer Einigung der Kirche und der mutmasslichen Opfer von 2007. Gomez entzog zugleich seinem Vorgänger Mahony sämtliche kirchliche Aufgaben.
Der frühere Erzbischof werde „keine öffentlichen oder Verwaltungsaufgaben mehr haben“, erklärte Gomez. Der frühere Spitzenberater Mahonys für sexuellen Missbrauch, Thomas Curry, legte zudem sein Amt als Regionalbischof nieder.
Die Erzdiözese Los Angeles hatte sich 2007 mit 500 mutmasslichen Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester auf eine Entschädigung in der Höhe von 660 Millionen Dollar geeinigt. Diese Einigung sah auch vor, die Personalakten der beschuldigten Priester zu veröffentlichen. Seitdem war aber heftig umstritten, ob die Namen der Betroffenen geschwärzt werden sollten oder nicht.