Mehr als sechs Jahre nach dem Massaker an Zivilisten im irakischen Haditha muss sich der letzte von ursprünglich acht US-Soldaten vor einem kalifornischen Militärgericht verantworten.
In ihrem Eröffnungsplädoyer vor dem Tribunal von Camp Pendleton warf die Anklage dem Unteroffizier Frank Wuterich vor, auf den Tod eines Kameraden bei einem Anschlag überreagiert zu haben. Das Bild von der Leiche seines Kameraden habe „die Gedanken des Angeklagten an diesem Tag in Beschlag genommen“, sagte Staatsanwalt, Major Nicholas Gannon.
Das Massaker gilt als eines der schwersten Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak. Nach dem Tod ihres Kameraden war eine Gruppe Marineinfanteristen im November 2005 zu einem regelrechten Rachefeldzug durch Haditha gezogen. Stundenlang gingen sie von Haus zu Haus und töteten 24 Bewohner, darunter zehn Frauen und Kinder.
In einem Interview der CBS-Dokumentarsendung „60 Minutes“ räumte Wuterich im Jahr 2007 ein, seinen Leuten befohlen zu haben, „zuerst zu schiessen und dann zu fragen“. Sein Verteidiger Haytham Faraj machte jedoch geltend, Wuterich habe mit dem Befehl keine „unrechte Absicht“ verfolgt. Vielmehr habe er sicherstellen wollen, dass kein weiterer US-Soldat an dem Tag einem Anschlag zum Opfer falle.
Wuterich muss sich in dem rund einmonatigen Verfahren unter anderem wegen Totschlags in neun Fällen und Verletzung der Dienstpflicht verantworten. Bei einem Schuldspruch drohen dem 31-Jährigen bis zu 150 Jahre Haft. Er weist alle Vorwürfe von sich. Gegen sieben Angeklagte wurde das Verfahren eingestellt. Das US-Magazin „Time“ hatte das Massaker 2006 ans Licht gebracht.