Die Serie von Skandalen beim Einsatz von US-Soldaten in Afghanistan reisst nicht ab. Fotos von amerikanischen Soldaten mit Körperteilen toter afghanischer Selbstmordattentäter sorgten am Mittwoch für Entsetzen in Washington, Kabul und Brüssel.
„Ich verurteile schärfstens, was man auf diesen Fotos sieht“, sagte US-Verteidigungsminister Leon Panetta in Brüssel am Rande einer NATO-Konferenz. Die Schuldigen würden bestraft. Er entschuldigte sich „im Namen der Regierung der Vereinigten Staaten“.
Auch der Kommandant der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF, US-General John Allen, und NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verurteilten die Fotos.
Die Zeitung „Los Angeles Times“ veröffentlichte am Mittwoch grausige Bilder, die Männer in Uniform unter anderem mit blutigen abgetrennten Beinen zeigen. Die Fotos stammen nach Angaben Panettas aus dem Jahr 2010.
Panetta bedauerte, dass die „Los Angeles Times“ die Fotos trotz der Bitten seines Ministeriums veröffentlichte: „Diese Art von Fotos ist in der Vergangenheit vom Feind benutzt worden, um zur Gewalt anzustacheln. Und Menschen sind als Folge der Veröffentlichung von Fotos dieser Art in der Vergangenheit gestorben.“
Die „Los Angeles Times“ schrieb, man habe sich zur Veröffentlichung entschieden, um unabhängig und unparteiisch über „alle Aspekte der amerikanischen Mission in Afghanistan“ zu berichten.
Von Soldaten zugeschickt
Die Zeitung erhielt die Fotos nach eigenen Angaben von einem US-Soldaten, der anonym bleiben und eine Wiederholung derartiger Vorfälle verhindern wolle. Der erste Vorfall habe sich im Februar 2010 ereignet, als Fallschirmspringer der 82. Luftlande-Division zu einem Stützpunkt der afghanischen Polizei in der Provinz Sabol entsandt worden seien, hiess es am Mittwoch in der US-Zeitung.
Dort sollten sie die Überreste eines angeblichen Selbstmordattentäters untersuchen, um seine Identifizierung zu ermöglichen. Statt dessen hätten sie Fotos gemacht, auf denen sie die Überreste des Attentäters hochgehalten hätten oder sich neben sie hinsetzten.
Einige Monate später habe dieselbe Einheit den Auftrag bekommen, die Leichen von drei Aufständischen zu untersuchen, die sich laut afghanischer Polizei versehentlich selbst in die Luft gesprengt hatten.
Zwei US-Soldaten hätten sich dabei für Fotos in Szene gesetzt, bei denen sie die Hände der Toten mit ausgestrecktem Mittelfinger hochhielten. Ein weiterer US-Armeeangehöriger habe eine inoffizielle Plakette der Einheit neben die anderen Leichen gelegt, auf „Zombie Hunter“ („Zombie-Jäger“) zu lesen ist, und ein Foto gemacht.