Eine US-Militärrichterin hat eine mögliche Haftstrafe gegen den mutmasslichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning noch vor dem eigentlichen Prozess reduziert. Richterin Denise Lind begründete den Entscheid mit den „exzessiven“ und teils illegalen Haftbedingungen des 25-Jährigen.
Ein UNO-Berichterstatter für Folter hatte die Haftbedingungen als grausam und unmenschlich bezeichnet. Bei einer Verurteilung blieben Manning somit 112 Hafttage erspart, was allerdings bei zu erwartenden Höhe der Strafe kaum ins Gewicht fallen dürfte.
Lind wies in Fort Meade zugleich den Antrag der Verteidigung ab, wegen der rechtswidrigen Behandlung Mannings in der Untersuchungshaft alle Vorwürfe gegen ihn fallen zu lassen. Die Vorwürfe seien „schwerwiegend“, erwiderte sie.
Mannings Anwalt David Coombs hatte vorgebracht, dass sein Mandant im US-Militärgefängnis Quantico täglich 23 Stunden lang in Einzelhaft und unter strenger Überwachung verbracht habe, um einen möglichen Selbstmord zu verhindern. Lind nannte das zwar ein „legitimes Interesse“ der Regierung.
Zugleich bezeichnete sie die Haftbedingungen aber als zu „rigoros“. Manning wird vorgeworfen, geheime US-Militärdokumente zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie rund 260’000 vertrauliche Depeschen der US-Diplomatie an die Enthüllungswebseite Wikileaks weitergegeben zu haben.
Er soll die Daten während seiner Stationierung im Irak von Militärrechnern heruntergeladen haben. Der Prozess soll Anfang oder Mitte im März beginnen.