Damit hatte fast niemand gerechnet: Die US-Wirtschaft hat im dritten Quartal so kräftig zugelegt wie seit einem Jahr nicht mehr. Doch vieles deutet darauf hin, dass es in den kommenden Monaten nicht mehr so rosig aussieht.
Das Bruttoinlandprodukt legte von Juli bis September mit einer Jahresrate von 2,8 Prozent zu, teilte das Handelsministerium in Washington am Donnerstag mit. Das war das grösste Plus seit einem Jahr. Ökonomen hatten lediglich 2,0 Prozent vorausgesagt, nachdem es im zweiten Quartal 2,5 Prozent waren.
Experten befürchten am Jahresende aber eine Abschwächung. Grund ist der Haushaltsstreit, der im Oktober zu einer 16-tägigen Beurlaubung von 800’000 Staatsbediensteten (Shutdown) führte, die in dieser Zeit auch zum Teil kein Geld erhielten.
«Es gibt keine Hinweise dafür, dass die Konjunktur an Schwung gewinnt», sagte Ökonom Thomas Costerg von der Standard Chartered Bank in New York. «Wenn zum ohnehin gedämpftem Tempo noch der Gegenwind vom Shutdown hinzukommt, dann wird es für die Wirtschaft erst einmal schwer werden, in die Gänge zu kommen.»
Bausektor boomt
Steigende Exporte und der Bauboom schraubten das Wachstum der weltgrössten Volkswirtschaft im dritten Quartal hoch. Der Wohnungsbau legte zudem mit 15 Prozent erneut kräftig zu, nachdem der Immobilienmarkt jahrelang am Boden gelegen hatte.
Ausserdem füllten die Unternehmen ihre Lager auf. Das allein steuerte fast ein Drittel zum Wachstum bei, da in die Berechnung des US-Bruttoinlandsprodukts die produzierten und nicht die letztlich verkauften Waren einfliessen. Ob die Unternehmen die Lager in Erwartung einer steigenden Nachfrage oder wegen Absatzschwierigkeiten auffüllten, ist unklar.
Verhaltener Konsum
Die privaten Konsumausgaben, die für gut zwei Drittel der Wirtschaftsleistung stehen, wuchsen allerdings im dritten Quartal mit 1,5 Prozent so langsam wie seit über zwei Jahren nicht mehr.
Auch die Firmen hielten sich angesichts der politischen Hickhacks um den Haushalt, der zeitweise in eine Staatspleite zu münden drohte, mit Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge zurück: Diese schrumpften erstmals seit einem Jahr. Die Ausgaben des unter Sparzwang stehenden Staates stagnierten nahezu. Experten befürchten daher am Jahresende eine Konjunkturabkühlung.