Die US-Regierung ist nach dem verheerenden Luftangriff auf eine Trauerfeier im Jemen ungewöhnlich deutlich auf Distanz zu Saudi-Arabien gegangen. Beim Angriff starben nach Angaben der UNO deutlich über 100 Menschen. Hunderte weitere wurden verletzt.
Eine Stellungnahme des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) vom Samstagabend legt nahe, dass Washington die Schuld für die Tragödie bei der saudi-arabisch geführten Militärallianz sieht. Die US-Sicherheitszusammenarbeit mit dem sunnitischen Königreich sei «kein Blanko-Scheck» und die Berichterstattung über den Vorfall «zutiefst verstörend», hiess es darin.
Auch wenn die US-Regierung Saudi-Arabien bei der Verteidigung des eigenen Staatsgebiets unterstütze, «müssen und werden wir weiterhin unsere ernsten Bedenken zum Ausdruck bringen über den Konflikt im Jemen und darüber, mit welchen Mitteln er geführt wird», erklärte NSC-Sprecher Ned Price.
«Wir haben eine sofortige Überprüfung unserer bereits deutlich reduzierten Hilfe für das saudi-arabisch geführte Bündnis eingeleitet – und wir sind bereit, unsere Unterstützung anzupassen, um den Prinzipien, Werten und Interessen der USA besser gerecht zu werden», heisst es weiter.
Saudi-Arabien weist Verantwortung zurück
Der Luftangriff auf eine Trauerhalle in Jemens Hauptstadt Sanaa am Samstag ist einer der schwersten seit Beginn des Bürgerkriegs. Neuen UNO-Angaben zufolge wurden laut Vertretern der Gesundheitsbehörden mehr als 140 Menschen getötet und mindestens 525 verletzt.
Der Nachrichtenagentur Saba zufolge ist das von Saudi-Arabien geführte sunnitische Bündnis für die Luftangriffe verantwortlich. Es fliegt als einzige Macht im Jemen Angriffe. Saudi-Arabien wies jedoch jede Verantwortung zurück.
Tausende Anwesende
Der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe im Jemen, Jamie McGoldrick, sagte am Samstag, Helfer im Jemen seien «entsetzt und schockiert» über die Luftangriffe auf einen öffentlichen Saal, in dem tausende Menschen an einer Trauerfeier teilgenommen hatten.
Dem Sender Almasirah zufolge war auch der Bürgermeister von Sanaa, Abdel Kader Hilal, unter den Todesopfern. McGoldrick forderte nun eine sofortige Untersuchung des Vorfalls: «Die Gewalt gegen Zivilisten im Jemen muss sofort beendet werden», forderte er.
Im Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des sunnitischen Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi gegen vom Iran unterstützte schiitische Huthi-Rebellen und andere Gruppen, die dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue halten.
Die Huthis hatten Anfang 2015 die im Norden gelegene Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert. Seit März 2015 fliegt ein von Riad angeführtes arabisches Militärbündnis Luftangriffe auf die Rebellen.