USA erwägen Militärschlag gegen Assad schon am Donnerstag

Die Anzeichen für einen baldigen Militärschlag in Syrien verdichten sich: Nach dem mutmasslichen Einsatz chemischer Waffen in Syrien könnten die USA bereits am Donnerstag mit Luftangriffen starten.

Ein Schiff der US-Navy (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Anzeichen für einen baldigen Militärschlag in Syrien verdichten sich: Nach dem mutmasslichen Einsatz chemischer Waffen in Syrien könnten die USA bereits am Donnerstag mit Luftangriffen starten.

Das berichtete der US-Fernsehsender NBC am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise in Washington. Der mögliche Militäreinsatz in Syrien soll auf drei Tage begrenzt bleiben.

Zuvor hatten bereits die «Washington Post» und die «New York Times» über Planungen für einen räumlich und zeitlich eng begrenzten Einsatz in Syrien berichtet. Denkbar sei ein Angriff auf militärische Ziele mit Marschflugkörpern, die von US-Kriegsschiffen im Mittelmeer abgefeuert werden könnten.

Die USA wollen demnach Syriens Machthaber Baschar al-Assad nicht stürzen, wegen des mutmasslichen Giftgaseinsatzes aber eine klare Botschaft an Damaskus senden.

Hagel: «Wir sind vorbereitet»

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit der britischen BBC, dass die US-Streitkräfte sofort losschlagen könnten. «Wir sind vorbereitet», sagte Hagel, der sich derzeit auf einer Asienreise befindet. «Wir haben Kräfte in Stellung gebracht, um jedwede Option umzusetzen, die der Präsident in Anspruch nehmen möchte.»

Hagel bekräftigte, dass die US-Regierung bald Beweise vorlegen werde, dass Assad vergangene Woche in der Nähe von Damaskus Chemiewaffen gegen Zivilisten eingesetzt habe. «Syrien hat Chemiewaffen gegen das eigene Volk eingesetzt», sagte der Pentagon-Chef. Die Informationen der Geheimdienste zeigten, dass Assads Truppen und nicht die Rebellen für die Angriffe verantwortlich seien.

Hagel beriet am Dienstag telefonisch mit seinen Kollegen aus Frankreich und Grossbritannien über ein militärisches Eingreifen. Der britische Premierminister David Cameron hat für Donnerstag eine Abstimmung im Parlament in London über das weitere Vorgehen angesetzt.

«Kein Sonntagsspaziergang»

Die syrische Führung selber hält eine Militärintervention von NATO-Staaten offensichtlich für wahrscheinlich. In einem Kommentar der halbamtlichen syrischen Tageszeitung «Al-Thawra» hiess es, die Regierungen mehrerer Staaten hätten die Absicht, Syrien anzugreifen und seien nun dabei, einen Vorwand für diesen Angriff zu konstruieren.

Das Blatt warnte die Staaten einer möglichen Kriegsallianz: «Das wird kein Sonntagsspaziergang.» Ein Angriff würde in eine Katastrophe münden. Dies würden am Ende dann auch alle Beteiligten feststellen.

In Israel deckten sich unterdessen viele Menschen mit Gasmasken ein. Sie befürchten, dass bei einem Militärschlag auf Syrien sich die Regierung mit einem Angriff auf das Nachbarland Israel rächt, wie es Saddam Hussein beim zweiten Golfkrieg 1991 getan hatte.

Russland und China warnen

Das russische Aussenministerium warnte, eine militärische Intervention ohne Mandat des UNO-Sicherheitsrates würde «katastrophale» Folgen für den gesamten Nahen Osten sowie Nordafrika haben. Auch nach Ansicht des Irans würde ein Angriff gegen Syrien ein Chaos im gesamten Nahen Osten auslösen.

Die chinesische Regierung liess durchblicken, dass sie einen Militäreinsatz westlicher Länder in Syrien ablehnt. Ein solcher Angriff wäre gefährlich und unverantwortlich, hiess es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

UNO-Chemiewaffeninspektoren sitzen fest

Experten gehen davon aus, dass ein militärisches Eingreifen wohl erst erfolgt, nachdem die UNO-Chemiewaffeninspektoren das Land verlassen haben. Die Fortsetzung der Untersuchung eines mutmasslichen Giftgaseinsatzes in Syrien durch UNO-Inspektoren wurde derweil laut der Regierung in Damaskus auf Mittwoch verschoben.

Grund seien fehlende Sicherheitsgarantien der Aufständischen für den Einsatz der UNO-Experten, sagte der syrische Aussenminister Walid Muallim vor Journalisten.

Die Inspektoren hätten sich nicht vor Ort begeben können, «weil die Rebellen sich nicht auf Garantien für die Sicherheit der Mission einigen konnten».

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