Angesichts einer neuen Offensive der Regierungstruppen im Nordosten Syriens haben die USA dort mit Kampfflugzeugen interveniert. Mit dem Einsatz habe die US-Luftwaffe klar gemacht, dass sie «Truppen am Boden im Bedrohungsfall schützen» werde.
Das sagte Pentagonsprecher Jeff Davis am Freitag. Es war der erste bekannte Einsatz von US-Kampfflugzeugen in Reaktion auf eine syrische Armeeoffensive. Am Freitag flogen syrische Kampfjets neue Luftangriffe in Hassaka.
Die syrische Luftwaffe war am Donnerstag erstmals Angriffe auf kurdische Stellungen in der Stadt Hassaka geflogen, wo es seit Mittwoch Kämpfe zwischen Regierungstruppen und kurdischen Kräften gibt. Die syrische Luftwaffe hielt sich bislang mit Angriffen auf die Kurden zurück. Davis sagte, die Luftangriffe seien «sehr ungewöhnlich, wir haben niemals erlebt, dass das Regime zuvor solche Aktionen gegen die kurdischen Einheiten startete».
Die US-Regierung wandte sich laut dem Pentagonsprecher an Russland als Verbündeten der syrischen Regierung, um ein Ende der Luftangriffe auf die Kurden zu erreichen. Doch Moskau habe darauf verwiesen, dass die Angriffe von syrischen Flugzeugen ausgingen. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) sind ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen die Dschihadisten.
Soldaten in Sicherheit gebracht
Die USA unterstützen die YPG-Milizen auch am Boden mit Sondereinsatzkräften, die als Berater tätig sind. Wie Davis erklärte, wurden die US-Soldaten nach den syrischen Luftangriffen in Hassaka in Sicherheit gebracht. Demnach diente die Intervention der US-Kampfjets auch ihrem Schutz. Als die Flugzeuge eintrafen, war der Einsatz der syrischen Flugzeuge allerdings bereits beendet.
Die Intervention der US-Luftwaffe beeindruckte die syrische Luftwaffe offenbar nicht: Am Freitag gab es laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte erneut Luftangriffe syrischer Kampfflugzeuge in Hassaka. Den für Medien nur schwer überprüfbaren Angaben der oppositionsnahen Organisation zufolge wurden seit Mittwoch in Hassaka 23 Zivilisten und 16 Kämpfer getötet.
Russische Marschflugkörper
Hassaka ist seit Jahren zwischen kurdischen Milizen und den Regierungstruppen geteilt. Sie teilen in der Terrormiliz Islamischer Staat einen gemeinsamen Feind, doch ist ihr Verhältnis angespannt. Die Kurden forderten kürzlich die Auflösung der regierungstreuen Milizen in Hassaka. Ein Regierungsvertreter sagte, die Luftangriffe seien eine Botschaft an die Kurden, derartige Forderungen künftig zu unterlassen.
Unterdessen gab das russische Verteidigungsministerium erstmals seit vergangenem Dezember einen Einsatz von Marschflugkörpern in Syrien bekannt. Die drei Raketen vom Typ Kalibr seien von zwei Korvetten im Mittelmeer aus auf Ziele westlich von Aleppo abgefeuert worden, erklärte das Ministerium. Sie hätten ein Kommandozentrum und ein «terroristisches Lager» bei Daret Essa getroffen.