Nach den Drohungen der vergangenen Wochen hat Nordkorea den 101. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung am Montag ohne martialische Gesten begangen. Ein im Westen befürchteter demonstrativer Raketentest fand bis zum Abend (Ortszeit) nicht statt.
Das Land verzichtete offenbar auch auf eine grosse Militärparade. In den staatlichen Massenmedien wurde der gegenwärtige Konflikt nicht erwähnt.
Südkorea schloss indes weitere Demonstrationen militärischer Stärke durch den Norden nicht aus. «Die Armee lässt in ihrer Wachsamkeit nicht nach», erklärte das Verteidigungsministerium in Seoul. Nordkorea könne jederzeit eine neue Provokation starten.
Der junge Machthaber Nordkoreas und Enkel des Staatsgründers, Kim Jong Un, zeigte sich am Montag erstmals seit Tagen wieder in der Öffentlichkeit. Er nahm im Kreise von Generälen und ranghohen Funktionären an einer Zeremonie zu Ehren seines Grossvaters teil.
Fest der Blumen
In der Hauptstadt Pjöngjang wurde der Feiertag mit einem Fest der Blumen begangen. Aus dem Land geflohene Nordkoreaner berichteten unter Berufung auf ihre Familien dort, die Bevölkerung habe zum Feiertag Sonderrationen an Reis und anderen Lebensmitteln erhalten.
Kim Il Sung wurde 1912 geboren. Er führte den Staat seit dessen Gründung 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit seiner eigenen Ideologie, die zu einer weitgehenden Abschottung des Landes führte. Für die Nordkoreaner ist er der «ewige Präsident».
Ihm folgte sein Sohn Kim Jong Il, der 2011 starb. Seitdem steht dessen Sohn Kim Jong Un an der Spitze des Staates. Die jüngste Kriegsrhetorik Nordkoreas und die Drohungen gegen die USA, Japan und Südkorea sollen nach Ansicht vieler Experten vor allem seine Position als starker Machthaber zementieren und den Westen zu Zugeständnissen in Verhandlungen bringen.
USA drängt auf Abrüstung
US-Aussenminister John Kerry hatte sich zuvor offen für «echte und glaubwürdige» Verhandlungen mit Nordkorea über die atomare Abrüstung gezeigt. Allerdings müsse die Führung in Pjöngjang jetzt ihren Willen beweisen, internationale Verpflichtungen einzuhalten.
Kerry sagte am Montag in der japanischen Hauptstadt Tokio, der Ball liege im Feld der Führung in Pjöngjang. Um seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen, müsse Nordkorea «bedeutende Schritte» hin zu einer Denuklearisierung unternehmen.
Das nordkoreanische Nuklearprogramm bedrohe nicht nur die Nachbarstaaten, sondern auch das nordkoreanische Volk. «Die Welt braucht nicht noch mehr Potenzial für Kriege», sagte Kerry.
Bei einem Treffen mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe bestätigten beide Seiten ihre Zusammenarbeit bezüglich der Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel. Abe begrüsste die Botschaft der USA, ein Hauptaugenmerk auf den asiatisch-pazifischen Raum zu legen. Dies verleihe der Region Mut, sagte Abe laut Medien.