Im Atomstreit mit dem Iran hat die möglicherweise entscheidende Verhandlungsphase begonnen. US-Aussenminister John Kerry hat sich am Samstag in Wien mit seinem iranischen Kollegen Mohammed Dschawad Sarif getroffen.
Die Verhandlungen über einen umfassenden Atomvertrag mit Teheran sollen bis zum 30. Juni um Mitternacht abgeschlossen sein. «Ein gutes Abkommen ist wichtiger, als die Frist einzuhalten», sagte Sarif vor dem Gespräch. Es gebe aber eine reelle Chance, einen Vertrag bis Dienstag auszuhandeln.
Am Wochenende werden weitere Aussenminister erwartet. Die 5+1-Gruppe (USA, Russland, China, Frankreich und Grossbritannien sowie Deutschland) verhandelt mit Teheran über die genaue Ausgestaltung des iranischen Atomprogramms.
Ziel ist es, dass der Iran keine Atomwaffen entwickeln kann. Im Gegenzug sollen die Wirtschaftssanktionen gegen die Islamische Republik fallen.
Der Teufel liegt im Detail
Zu den ungelösten Problemen vor einer Einigung zählen noch wichtige vertrauensbildende Massnahmen. So besteht die 5+1-Gruppe auf äusserster Transparenz und will auch iranische Militäranlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) inspizieren lassen. Dagegen gibt es in Teheran grosse Vorbehalte.
Die Verhandlungsrunde schliesst an die Ergebnisse des Treffens von Lausanne im April an. Dort waren Eckpunkte für ein Abkommen festgelegt worden. Dazu zählt, dass der Iran sich verpflichtet, seine Urananreicherung bis zu 25 Jahre einem mehrstufigen System von Beschränkungen und Kontrollen zu unterwerfen.
Trotz der weitgehenden politischen Einigung sind bei der konkreten Ausgestaltung der technischen Details erhebliche Schwierigkeiten aufgetaucht. Die Materie gilt als äusserst komplex.
Der Wille, den seit 2002 schwelenden Atomstreit beizulegen, ist auf allen Seiten gross. Es gilt als wahrscheinlich, dass bei einem Verstreichen der Frist die Verhandlungen nicht für gescheitert erklärt würden. Vielmehr haben die Gesprächspartner erkennen lassen, dass eine neue Frist gesetzt werden könnte.