Der abtretende Novartis-Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella findet, dass er nach 17 Jahren an der Konzernspitze wisse, wie es dort laufe. Einige Dinge würden zudem repetitiv. „Es ist eine rechte und auch anständige Zeit, um aufzuhören.“
Ob sich nach seinem Abgang bei Novartis viel ändere, werde sich zeigen, sagte er am Mittwoch in einem Interview mit Radio SRF. Er habe geradlinig gearbeitet und sei für gewisse Dinge eingestanden, ob diese populär gewesen seien oder nicht.
Er sei zuversichtlich, dass das Wichtigste, nämlich die Konzentration auf Innovation, bei Novartis weiterhin Primat sein werde, und nicht etwa das den Moden Nachrennen oder eine kurzfristige Gewinnmaximierung.
Seine Nachfolger Joseph Jimenez und Jörg Reinhardt und deren Teams arbeiteten in hoher Qualität. „Ich habe grosses Vertrauen, dass diese Leute die Firma wirklich weiter führen werden, und zwar gut“, so Vasella weiter.
Zukunft lässt Vasella offen
Auch über die Zukunft sprach der abtretende Novartis-Präsident im Interview mit Radio SRF. Unter anderem werde er etwa innerhalb von Novartis vielversprechende junge Leute coachen. „Ich lasse mir auch die Freiheit, nicht zu wissen, was ich machen werde.“ Es sei ein Fehler, wenn man immer renne, nachdem man 25 Jahre lang gerannt sei.
Vasella tritt an der Generalversammlung im Februar aus dem Verwaltungsrat zurück. Bis voraussichtlich im August Reinhardt den Posten übernimmt, wird das Gremium interimistisch von Vizepräsident Ulrich Lehner geführt, wie der Pharmakonzern mitteilte.
Mit dem Abtritt von Vasella geht bei Novartis eine Ära zu Ende: Vasella wurde 1996 bei der Fusion von Sandoz und Ciby-Geigy der erste Konzernchef von Novartis. 1999 wurde er dann auch Verwaltungsratspräsident des Konzern – eine Doppelrolle, die oft kritisiert wurde.
Vor drei Jahren überliess er schliesslich den Chefsessel am Konzernhauptsitz seinem Nachfolger und konzentrierte sich auf das Amt des Verwaltungsratspräsidenten. Nun gibt er – mittlerweile 59 Jahre alt – auch dieses Amt ab.
Lange Karriere bei Novartis
Vasellas Nachfolger Reinhardt ist derzeit Chef der Gesundheitssparte des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer. Als es vor rund drei Jahren um die Nachfolge von Vasella als Konzernchef von Novartis ging, hatte Reinhardt gegen Joe Jimenez den Kürzeren gezogen. Reinhardt führte damals das Tagesgeschäft des Basler Konzerns, Jimenez war Chef der Pharmasparte.
Nun soll der 56-jährige Deutsche also die Führung im obersten Führungs- und Kontrollgremiums von Novartis übernehmen, dem Konzern, in dem der Pharmazeut einen grossen Teil seiner beruflichen Karriere verbracht hat. Bereits 1982 stiess er zu Sandoz, die 1996 mit Ciby-Geigy zur Novartis fusionierte.
Bei Sandoz war Reinhardt in verschiedenen Positionen mit zunehmender Verantwortung im Bereich Forschung und Entwicklung tätig, wie es im Novartis-Communiqué vom Mittwoch hiess. 1994 wurde er demnach Forschungschef von Sandoz, nach der Fusion zu Novartis war er konzernweit für die präklinische Forschung verantwortlich, später dann Chef der gesamten Arzneimittel-Forschung.
Von 2006 bis 2008 leitete er die Novartis Division für Impfungen und Diagnoseprodukte. 2008 wurde er schliesslich Chief Operating Officer, ehe er zu Bayer wechselte. Seit April des vergangenen Jahres ist Reinhardt zudem Mitglied des Verwaltungsrats des Pharmazulieferers Lonza.
9,6 Milliarden Dollar Gewinn
Der Führungswechsel wurde gleichzeitig mit dem Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres mitgeteilt. In diesem konnte Novartis seinen Reingewinn im Vergleich zu 2011 um 4 Prozent auf 9,6 Mrd. Dollar steigern. Der Nettoumsatz lag mit 56,6 Mrd. Dollar 3 Prozent unter dem Vorjahreswert, was allerdings auf Währungseffekte zurückzuführen ist.