Auswanderer Daniel Vasella sucht in den USA die Anonymität. In der Schweiz «ein Symbol für alles Negative zu werden, ist schwer», sagte der ehemalige Novartis-Präsident in einem Interview.
Der Auswanderungsentscheid sei zum Abschluss seiner Zeit im Novartis-Verwaltungsrat gefallen, er habe der Schweiz nicht den Rücken gekehrt, sagte Vasella im „Blick“ vom Freitag. Die USA würden viel bieten und ihm persönlich Anonymität. Zudem habe er dort Verwaltungsratsmandate (PepsiCo, American Express).
Seinen neuen Wohnsitz in den USA macht er nicht bekannt, da es in der Vergangenheit zu Übergriffen „durch sogenannte Tierschützer“ kam, erklärte Vasella der Zeitung.
Die Kritik in der Schweiz stimme ihn traurig. Vergessen gehe dabei seine Leistung für den Basler Pharmakonzern und damit die Schweiz. Die viel kritisierte Abgangsentschädigung von 72 Mio. Fr. sei 2008 ausgehandelt worden.
Damals hätte er gemäss Vertrag mit drei Jahressalären und ohne Konkurrenzverbot gehen müssen, der Verwaltungsrat aber liess ihn nicht. So sei der Abgangsvertrag entstanden. Die sechs Jahre Konkurrenzverbot seien ein Kompromiss gewesen und einem Berufsverbot gleichgekommen.
Auch bei Versicherungen würden derartige Zahlungen ohne Gegenleistung getätigt, da man ja gerade wolle, dass etwas nicht geschieht, sagte der frühere Topmanager.
„Wirtschaftlich sowieso keine Vorteile“
Zum Verzicht auf die Zahlung sagte Vasella: „Ich hatte wirtschaftlich sowieso keinen Vorteil und musste lediglich auf die Verteilung des Geldes verzichten.“ Spenden wollte er der Berghilfe, der Herzstiftung, für Kinder in Entwicklungsländern und für die Wissenschaft.
Die Empörung über den goldenen Fallschirm versteht Vasella, teilt sie aber nicht. Er sei über die Reaktionen erschrocken. Zurückzuführen sei der Aufschrei auf die Summe selbst, die Kampagne zur Abzockerinitiative und die Aufrechnung seiner früheren Bezüge.
Dass sein Fall der Abzockerinitiative zum Durchbruch verholfen hat, bestreitet Vasella. Bereits vor Bekanntwerden der Zahlung hätten Economiesuisse-Umfragen hohe Zustimmungswerte erbracht.
Das Wirtschaftsklima in der Schweiz werde sich jetzt verschlechtern, prophezeite Vasella. Die Bevölkerung müsse lernen, dass etwa die Pharmabranche ihr Geld im Ausland verdiene und in der Schweiz investiere. „Die Schweizer sollten den Stolz auf ihre Weltkonzerne vermehrt zeigen“, forderte Vasella.