Vater von bei Anschlag getötetem palästinensischen Kind gestorben

Nach dem Tod eines palästinensischen Kleinkinds bei einem Brandanschlag im Westjordanland ist auch der Vater der Familie gestorben. Saad Dawabscha erlag nach palästinensischen Angaben am Samstag in einem israelischen Spital seinen Verletzungen.

Palästinensische und ausländische Aktivisten am Samstag in Hebron bei einer Solidaritätskundgebung für die betroffene palästinensische Familie Dawabscha. (Bild: sda)

Nach dem Tod eines palästinensischen Kleinkinds bei einem Brandanschlag im Westjordanland ist auch der Vater der Familie gestorben. Saad Dawabscha erlag nach palästinensischen Angaben am Samstag in einem israelischen Spital seinen Verletzungen.

Das Haus der palästinensischen Familie Dawabscha und ein weiteres Gebäude in Duma bei Nablus war vor rund einer Woche von einem Brandsatz getroffen worden, den offenbar radikale jüdische Siedler geworfen hatten. In den Flammen verbrannte der anderthalbjährige Ali.

Der 32-jährige Vater Saad hatte Verbrennungen dritten Grades erlitten und war zur Behandlung nach Südisrael gebracht worden. Neben der Palästinensischen Autonomiebehörde bestätigte aber auch die Familie Dawabscha den Tod des Vaters. Dessen Leiche wurde in Nablus im Westjordanland obduziert, danach fand am Samstagnachmittag die Beerdigung in Duma statt.

Tausende kamen zur Trauerfeier. Viele schwenkten palästinensische Fahnen, andere hatten Bilder des bei lebendigem Leib verbrannten Ali und der anderen Familienangehörigen dabei.

Abbas will ICC anrufen

Ein Palästinenservertreter sagte zu der Obduktion, deren Ergebnisse dienten als Beweismittel. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte vor einigen Tagen seinen Aussenminister angewiesen, wegen des Brandanschlags Beschwerde beim Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag einzureichen.

Die 26-jährige Mutter Riham und der vierjährige Bruder Ahmed waren mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik bei Tel Aviv eingeliefert worden. Beide schwebten am Samstag weiter in Lebensgefahr. Allerdings besserte sich der Zustand des vierjährigen Ahmed offenbar leicht.

Israelischen Medien zufolge entfernten die Ärzte am Freitag das Beatmungsgerät, an das der Junge angeschlossen war. Demnach öffnete der Kleine bereits seine Augen und erkannte die Menschen um sich herum.

Weitere gewaltsame Proteste befürchtet

Der Brandanschlag hatte zu gewaltsamen Protesten geführt – der Tod des Familienvaters könnte nun weitere Spannungen zur Folge haben. Hossam Badran, Sprecher der den Gaza-Streifen beherrschenden, radikal-islamischen Hamas, schrieb am Samstag auf Facebook, nichts werde «diese mörderischen Siedler-Attacken stoppen». «Wir können nicht warten, bis sie in unsere Dörfer und Häuser kommen». Die Palästinenser im Westjordanland hätten «nur eine Wahl: die offene und umfassende Konfrontation mit dem Besatzer», schrieb Badran.

Dem israelischen Rundfunk zufolge bereitete sich die Armee des Landes auf neuerliche Proteste im Westjordanland und auf «palästinensische Racheakte» vor. Die Palästinensische Autonomiebehörde kündigte die Einrichtung von aus Zivilisten gebildeten «Volkskomitees» zum Schutz der Bürger an. Die Vereinten Nationen riefen die politischen und religiösen Anführer beider Seiten zur Zusammenarbeit und zur Vermeidung einer Eskalation der Lage auf.

Israel geht derzeit verstärkt gegen jüdische Extremisten vor. Im Zusammenhang mit dem Brandanschlag gab es bereits mehrere Festnahmen. Derzeit ist aber unklar, ob die Verdächtigen für den Anschlag verantwortlich sind.

Neue Gewalt in der Region gab es am Freitag auch im Gazastreifen. Nach einem Raketenangriff aus dem Palästinensergebiet startete die israelische Armee einen Vergeltungsangriff, bei dem zwei Palästinenser verletzt wurden. Angegriffen wurde ein Trainingslager des bewaffneten Arms der Hamas. Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass eine Rakete aus dem Gazastreifen im Süden Israels eingeschlagen sei.

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