Den Vatikan erreichen nach Angaben seines Chefermittlers für Missbrauchsfälle jährlich etwa 600 neue Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Geistliche. Viele dieser Fälle stammten aus den 60er, 70er und 80er Jahren, teilte der neue Chefermittler mit.
Der bisherige Höhepunkt sei im Jahr 2004 mit 800 neuen Vorwürfen erreicht worden, sagte der US-Geistliche Robert Oliver am Dienstag weiter. Er werde nach dem Vorbild von Papst Benedikt XVI. eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderschändern verfolgen, kündigte Oliver an.
Nach seinen Angaben sind rund Dreiviertel der 112 nationalen Bischofskonferenzen einem Aufruf des Papstes von 2011 nachgekommen und haben Richtlinien im Kampf gegen pädophile Priester ausgearbeitet. „Jede Kultur hat seinen eigenen Umgang mit den Problemen“, sagte Oliver weiter.
Als Beispiel nannte er Südkorea, in dem Diskussionen über sexuellen Missbrauch tabu sind. Vor allem in Afrika aber mit seinen „tausend Kulturen“ bleibe noch viel zu tun.
Oliver arbeitete bis Dezember für die Diözese in Boston im Osten der USA. Dort wurde im Jahr 2002 ein grosser Skandal um pädophile Priester enthüllt, die von der Kirche gedeckt worden waren. Sie wurden auch nach Beschuldigungen in Positionen eingesetzt, in denen sie weiter Missbräuche begehen konnten. Ähnliche Skandale wurden auch aus anderen Diözesen bekannt.