Im Militärprozess um eines der schwersten Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak darf der verantwortliche Soldat nach einem Schuldbekenntnis auf ein mildes Urteil hoffen.
Der Unteroffizier Frank Wuterich gestand am Montag vor einem Militärgericht ein, bei der Tötung von 24 Zivilisten 2005 im irakischen Haditha durch seine Einheit die Dienstpflicht verletzt zu haben. Im Gegenzug liess die Anklage den Vorwurf des Totschlags in neun Fällen fallen.
Gemäss der Absprache muss Wuterich maximal drei Monate in Haft und wird im Dienstgrad zurückgestuft. Die Anhörung zur Festlegung des Strafmasses sollte nach Armeeangaben am Dienstag auf dem Militärstützpunkt Camp Pendleton im Bundesstaat Kalifornien stattfinden.
Am 19. November 2005 war eine Gruppe von US-Marineinfanteristen nach dem Tod eines Kameraden bei einem Bombenanschlag in einem regelrechten Rachefeldzug durch die Stadt Haditha in der Provinz al-Anbar im Nordwesten des Landes gezogen. Rund drei Stunden lang gingen sie von Haus zu Haus und töteten 24 Menschen, darunter zehn Frauen und Kinder.
Sprengsatz anfängliche Erklärung
Die US-Armee hatte anfangs erklärt, die Zivilisten seien durch einen Sprengsatz ums Leben gekommen. Recherchen des US-Magazins „Time“ brachten das Massaker 2006 schliesslich ans Licht. Gegen sieben andere Soldaten, die wegen des Haditha-Massakers beschuldigt worden waren, wurde das Strafverfahren eingestellt.
Wuterich, der die Einheit befehligt hatte, stand seit Anfang Januar vor Gericht. Der Unteroffizier hatte zunächst alle Vorwürfe von sich gewiesen.
Unter der zwischen Anklage und Verteidigung geschlossen Vereinbarung erkennt der 31-Jährige nun aber eine Schuld wegen Verletzung der Dienstpflicht an. Damit übernimmt die Verantwortung für den Befehl, der zu den Tötungen geführt hatte.
In einem Interview der CBS-Dokumentarsendung „60 Minutes“ hatte Wuterich im Jahr 2007 bereits eingeräumt, seine Einheit angewiesen zu haben, „zuerst zu schiessen und dann zu fragen“. Der Unteroffizier hatte vor dem fatalen Patrouillengang in Haditha keinerlei Kampferfahrung.
Die Entscheide der US-Militärjustiz zum Haditha-Massaker hatten in der irakischen Bevölkerung immer wieder für Empörung gesorgt. Im Dezember waren die letzten US-Truppen aus dem Zweistromland abgezogen worden. Eine weitere Stationierung war daran gescheitert, dass Bagdad den US-Soldaten keinen Schutz vor Strafverfolgung mehr gewähren wollte.