Der Verband Angestellte Schweiz will sich nach dem Austritt aus dem Gewerkschaftsverband Travail.Suisse als Stimme des Mittelstandes etablieren. Als erstes fordert der Verband für 2013 eine Lohnerhöhung um durchschnittlich 1 Prozent.
Das sei eine angemessene und vernünftige Forderung, sagte Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz, am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich. Je nach Branche und Geschäftsgang der Unternehmen solle die Erhöhung höher oder bescheidener ausfallen.
Angestellte Schweiz sei sich der Gefahren der Frankenstärke bewusst. Auch die stark exportorientierten Branchen hätten sich aber besser geschlagen als manche befürchtet hätten. Zudem bestehe angesichts des Produktivitätsfortschritts in den vergangenen zehn Jahren noch immer Nachholbedarf bei den Löhnen.
Sorgen bereitet dem Verband die Dumpingpolitik: vermehrt werde Personal temporär angestellt – und zwar zu schlechteren Arbeitsbedingungen, Löhnen und ohne Aufstiegschancen. Lohndruck entstehe zudem durch Dumpinglöhne bei Berufseinsteigern, sagte Studer.
Deshalb verlangt der Verband die Umwandlung von Temporärstellen in feste Anstellungen und flankierende Massnahmen gegen Lohndruck. Die Wirtschaft als grosse Profiteurin der Einwanderung müsse ihren Beitrag leisten und beispielsweise darauf verzichten, eingewanderte Arbeitskräfte rasch wieder zu entlassen, was die Arbeitslosenkasse belaste.
Neuausrichtung des Verbands
Die Delegierten von Angestellte Schweiz haben am 23. Juni eine Neuausrichtung und den Austritt aus dem Gewerkschaftsverband Travail.Suisse beschlossen. Hintergrund sind sinkende Mitgliederzahlen bei dem bislang auf die Branchen Chemie, Pharma und MEM-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie) ausgerichteten Verband.
Diese Beschränkung sei nicht sinnvoll. Angestellte Schweiz wolle fortan konsequent die Interessen aller Angestellten aus dem Mittelstand vertreten, sagte Verbandspräsident Benno Vogler.
Der Verband wolle dem „tausendfachen Angriff auf den Geldbeutel des Mittelstandes“ Paroli bieten. „Wir haben nichts gegen Umverteilung, aber bitte mit Mass“, sagte Vogler. Leistung solle sich lohnen. Im Moment werde vor allem kurzfristig auf die Wünsche derer reagiert, die am lautesten schreien.