Auf der «MS Albis» auf dem Zürichsee stellt der Schweizer Eishockey-Verband Glen Hanlon als neuen Nationaltrainer und Nachfolger von Sean Simpson vor.
Zum 57-jährigen Kanadier aus Brandon, Manitoba, ist mittlerweile das meiste bekannt. Er hütete früher das Tor, bestritt zwischen 1977 und 1991 über 500 Spiele in der NHL und kassierte das erste Goal des späteren Rekordtorschützen Wayne Gretzky. Vier Jahre nach dem Rücktritt als Spieler begann er in der Organisation der Vancouver Canucks seine Coaching-Karriere. Die Stationen lauteten Vancouver (Assistent), Portland (AHL), Washington, Jokerit Helsinki, Dynamo Minsk und die Vancouver Giants (Assistent). Als Nationalcoach sammelte er viel Erfahrung mit Weissrussland (drei Amtsperioden, vier WM) und der Slowakei (zwei WM).
Der Erfolg begleitete Hanlon nicht immer. Bei den Washington Capitals verpasste er dreimal die Playoffs; in der vierten Saison wurde er nach einer langen Niederlagenserie von Bruce Boudreau ersetzt, der das Star-Ensemble um Alexander Owetschkin anschliessend zum Divisionsmeistertitel führte. Beim grossen Jokerit Helsinki musste Hanlon nach einer Saison und dem Ausscheiden in den Playoff-Viertelfinals wieder gehen. Bei Dynamo Minsk in der KHL musste er schon während der ersten Saison die Koffer wieder packen.
Aber Hanlon verfügt natürlich auch über Qualitäten. Er gilt als Kommunikator und gewissenhafter Arbeiter. Er geniesst in der Szene einen ausgezeichneten Ruf. Mit den Weissrussen schaffte es Hanlon dreimal in vier Weltmeisterschaften auf Kosten der Schweiz in die Viertelfinals, zuletzt vor ein paar Tagen am «Heimturnier» in Minsk. Nach dem 6. Platz des Nationalteams von 2006 wählten sie ihn in Minsk zur Sportpersönlichkeit des Jahres. Zweimal schon holte Weissrusslands Verband Hanlon zurück. Und auch die Vancouver Giants aus der Western Hockey League, bei denen er von 2011 bis 2013 wirkte, hätten Hanlon gerne wieder zurückgehabt; der Schweizer Verband hatte jedoch vorher schon zugegriffen.
In der Schweiz muss Hanlon grosse Fussstapfen ausfüllen. Seine Vorgänger Ralph Krueger (1998 bis 2010) und Sean Simpson (2010 bis 2014) waren erfolgreich und beliebt. Ausserdem figurierte Hanlon nicht gerade im engsten Kandidatenkreis, nachdem Simpson nach Sotschi seinen Abgang verkündet hatte. Der Verband befasste sich mehr oder weniger seriös mit rund zehn Kandidaten, unter ihnen Arno Del Curto, Anders Eldebrink, Slawa Bykow, Harold Kreis oder Jukka Jalonen.
Hanlon erhielt vom Schweizer Verband einen Zweijahresvertrag plus Option für zwei weitere Jahre mit einer Ausstiegsklausel, sollten die Ergebnisse nicht stimmen. An dieser Ausstiegsklausel lag es letztlich, dass Sean Simpson nicht in der Schweiz geblieben ist. Assistiert wird Hanlon von John Fust, der die Schweizer Eigenschaften und Verhältnisse gut kennt, aber auch das ist schon seit längerer Zeit bekannt. Fust wird zudem Headcoach des U20-Nationalteams.
Die ersten Länderspiele unter dem neuen Staff bestreitet das Eishockey-Nationalteam im November am Deutschland-Cup in München.