Die rechtsextremistische Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) hat in Deutschland möglicherweise mehr Verbrechen begangen als bisher bekannt ist. Für die Frau, die möglicherweise an den „Döner-Morden“ beteiligt war, wurde Haftbefehl erlassen.
Die deutsche Bundesanwaltschaft nahm am Montag Ermittlungen wegen eines Anschlags mit einer Nagelbombe 2004 in Köln auf. Bei dem Attentat in einer von vielen Migranten bewohnten Strasse waren 22 Menschen teils schwer verletzt worden.
Laut Medienberichten hatte sich die NSU in Bekennervideos mit den Anschlägen in Köln gebrüstet. Nach Angaben des Düsseldorfer Innenministeriums könnte auch ein Anschlag auf eine 19-jährige Deutsch-Iranerin im Jahr 2001 auf das Konto der Gruppe gehen.
Verfassungsschutz in der Kritik
Das bayerische Landeskriminalamt prüft eine Verbindung zwischen den „Döner-Morden“ und dem Messerattentat von 2008 auf den früheren Passauer Polizeichef Alois Mannichl. Es werde untersucht, ob sich bei den Ermittlungen neue Erkenntnisse für diesen Fall ergäben, sagte ein LKA-Sprecher.
Der deutsche Verfassungsschutz (Inlandsgeheimdienst) gerät wegen der jahrelang nicht entdeckten Terrorserie immer mehr in die Kritik. Innenminister Hans-Peter Friedrich forderte dringend Aufklärung, weshalb zwischen der Mordserie und der rechtsextremen Szene im Bundesland Thüringen kein Zusammenhang erkannt wurde.
Das Bundesamt und das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz wiesen Spekulationen zurück, wonach sie Kontakte zu dem Neonazi-Trio unterhalten haben sollen.
Mutmasslicher Helfer festgenommen
Die heute 36-jährige Frau soll 1998 mit ihren beiden Komplizen die NSU gegründet haben. Möglicherweise war sie unmittelbar an der „Döner“-Mordserie beteiligt, der von 2000 bis 2007 acht türkische und ein griechischer Kleinunternehmer sowie eine Polizistin zum Opfer fielen.
Am Sonntag wurde in der Nähe von Hannover ein mutmasslicher Helfer des Trios aus Zwickau festgenommen. Er wird verdächtigt, den drei im Verborgenen agierenden Mitgliedern der NSU den Fahrausweis und seinen Reisepass zur Verfügung gestellt haben. Zudem soll er mehrmals Wohnmobile für die Gruppierung gemietet haben.