Der Verein umverkehR hat am Dienstag mit einer Aktion im Hauptbahnhof Zürich eine Kampagne «Rettet den Nachtzug» lanciert. Eine Petition verlangt, bestehende Linien zu erhalten und gestrichene wieder in Betrieb zu nehmen. Die SBB hat jedoch ihre kleine Nachtzugflotte bereits vor Jahren verkauft.
Die Kampagne «Rettet den Nachtzug» startete umverkehR mit einer sinnbildlichen Aktion. Acht in Pyjamas gekleidete Aktivisten der verkehrspolitischen Umweltorganisation machten auf einem Perron Pendler auf ihr Anliegen aufmerksam.
Die Organisation wirft der SBB vor, in den letzten Jahren wichtige Nachtzugsverbindungen eingestellt oder nichts gegen die Einstellung unternommen zu haben. Seit 2003 seien die Linien Bern-Brüssel, Zürich-Rom, Zürich-Barcelona, Basel-Moskau und Basel-Kopenhagen aufgehoben worden.
Laut Aline Trede, Co-Präsidentin von umverkehR, war die Schweiz vor wenigen Jahren noch das Herz der europäischen Nachtzugsverbindungen. Übrig geblieben seien gerade noch sieben direkte Verbindungen, sagte die grüne Berner Nationalrätin gemäss Mitteilung an der Aktion im Zürcher HB.
In einer Petition fordert umverkehR Verkehrsministerin Doris Leuthard und SBB-Chef Andreas Meyer auf, die sieben bestehenden Nachtzugslinien zu erhalten und die seit 2003 gestrichenen vier Linien wieder in Betrieb zu nehmen. Bundesrätin Leuthard soll zudem eine Strategie für den internationalen Schienenpersonalverkehr ausarbeiten.
Die Förderung der Nachtzugsverbindungen sei mit Blick auf die Klimaziele des Bundes ein Gebot der Stunde, schreibt umverkehR. Die Reise mit dem Zug von Zürich nach Berlin verursache beispielsweise nur ein Drittel der CO2-Emissionen, weniger als ein Zehntel der Stickoxid-Emissionen und verbrauche weniger als die Hälfte der Energie des Flugverkehrs.
Nachtzugflotte schon längst verkauft
Laut SBB-Sprecher Christian Ginsig werden die noch bestehenden Nachtzüge von ausländischen Anbietern betrieben. Die SBB habe ihre kleine Nachtzugflotte bereits vor Jahren an die Ralpin verkauft, die mit ihrer Rollenden Autobahn Lastwagen durch die Alpen transportiert.
Die Erfahrung früherer Jahre habe gezeigt, dass eine Nachtzugflotte sehr hohe Kosten verursache und die Akzeptanz von Nachtreisen bei den Kunden laufend abgenommen habe, sagte Ginsig. Dies sei auch der Grund gewesen, dass sich die SBB entschieden habe, ihre eigenen Wagen zu verkaufen.
Für die SBB sei es zentral, dass Bahnangebote ins Ausland attraktiv bleiben. Dabei fokussiere sie sich auf strategisch konkurrenzfähige Destinationen mit einer Reisezeit von vier bis sechs Stunden. «Bei längeren Reisezeiten können wir kaum mit den Angeboten der Fluggesellschaften mithalten», so der Mediensprecher.
Die SBB arbeite mit den ausländischen Partnerbahnen ständig daran, die Reisezeiten zu verkürzen und die Qualität des Angebotes zu erhöhen. Die Tagesverbindungen würden auch immer schneller. Heute sei es undenkbar, mit einem Nachtzug nach Paris oder Mailand zu reisen. Mit der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels werde sich die Reisezeit in Richtung Süden nochmals verkürzen.