Wenige Tage vor der Fussballweltmeisterschaft in Brasilien haben die Beschäftigten der U-Bahn in São Paulo einen unbefristeten Streik ausgerufen. Auch die Streikankündigung einer grossen Airline verstärkt die Ängste vor einem Verkehrschaos zu Beginn der WM.
São Paulo befindet sich derzeit nahe einem Verkehrskollaps. Die Beschäftigten der U-Bahn bestreiken unbefristet die meisten Linien. Täglich rund 4.5 Millionen Passagiere der 20-Millionenstadt kommen gar nicht oder nur über grosse Umwege voran. Die Befürchtungen über einen Verkehrschaos zu Beginn des WM-Eröffnungsspiels am 12. Juni zwischen Brasilien und Kroatien verschärfen sich.
Neben den 9700 Angestellten der U-Bahn kündigt auch die grösste Fluggesellschaft der Region, Latan, einen 48-Stunden Streik an. Dieser finde noch vor dem 15. Juni statt. Flugbesatzungen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Columbien, Ecuador, Paraguay und Peru nehmen dabei teil, berichtet der Telegraph. Die Beschäftigten der Latan fordern die erste Lohnaufstockung innert zehn Jahren. Auch die Streikenden der U-Bahn in Sao Paolo verlangen eine Lohnaufstockung – 16,5 Prozent mehr sollen es sein.
Wenn es Geld für den Bau von Stadien gibt, «warum gibt es dann kein Geld für den öffentlichen Nahverkehr?»
Für die WM gab die Brasilianische Regierung mehr als 11 Milliarden Dollar aus. Kritik an den hohen Ausgaben wies Präsidentin Dilma Roussef am Mittwoch zurück. Die Modernisierung von Flughäfen und Verkehrsprojekte in den Städten seien durch das Turnier vorangetrieben worden. Doch während riesige Stadien mitten im Amazonas gebaut werden, fehlt es in Brasilien an grundlegender Infrastruktur für die Bevölkerung. Wenn es Geld für den Bau von Stadien gebe, «warum gibt es dann kein Geld für den öffentlichen Nahverkehr?», fragte Gewerkschaftschef Altino Melo dos Prazeres.
Schon vor einem Jahr gab es während der Hauptprobe zur WM, dem Conferderations Cup, Massenproteste. In den vergangenen Tagen nahmen die Protestkundgebungen in São Paulo wieder zu. Die Protestwelle wird wohl während der WM umso grösser werden.