Vermessung der Welt

Wer versteht die Welt besser? Der sie bereist hat? Der sie berechnet hat? Hermann Hesse lässt Narziss und Goldmund darüber nachdenken – und Narziss zu Hause bleiben. Daniel Kehlmann lässt in «Vermessung der Welt» zwei Giganten der Wissenschaft über ihre Erkenntnis der Weltzusammenhänge korrespondieren: Der eine ist ein genialer Sitzenbleiber und der andere ein rastloser […]

Wer versteht die Welt besser? Der sie bereist hat? Der sie berechnet hat? Hermann Hesse lässt Narziss und Goldmund darüber nachdenken – und Narziss zu Hause bleiben. Daniel Kehlmann lässt in «Vermessung der Welt» zwei Giganten der Wissenschaft über ihre Erkenntnis der Weltzusammenhänge korrespondieren: Der eine ist ein genialer Sitzenbleiber und der andere ein rastloser Herumtreiber.

 

Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, vermessen die Welt: Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende geniale Mathematiker Carl Friedrich Gauss, und der adelige Weltreisende Alexander von Humboldt. Während Gauss zu Hause als Theoretiker die Grenzen der Geometrie erweitert und die Zahlentheorie prägt, erweitert von Humboldt die Grenzen der Wissenschaften durch seine exzessive Reise- Sammel- und Forschungstätigkeit rund um den Erdball. Die Korrespondenz dieser beiden Säulen der deutschen Wissenschaft ist der Kern von «Vermessung der Welt» ( – als Buch 34 Wochen lang der Nummereins-Hit in Deutschland). 

Wer versteht die Welt besser? Der sie bereist hat? Der sie berechnet hat? Hermann Hesse hat seinen Narziss darüber nachdenken – und zu Hause bleiben – lassen.  Der Autor Daniel Kehlmann lässt die beiden Giganten der Wissenschaft auf erfrischend freche Weise korrespondieren: Der eine ist ein genialer Sitzenbleiber und der andere ein zielstrebiger Herumtreiber. Kehlmann verbindet Fakten und Fiktion der beiden Lebensgeschichten, lässt Wissenschaftsromantik auf Lebensgier treffen und paart sie zu einem Hochgenuss an Sprachkunst im anekdotischen Fabulieren. Daniel Kehlmann, der unbeschwert die Schwergewichte der deutschen Wissenschaftsgeschichte entzaubert, behauptete allerdings einst von seinem Buch, es sei nicht verfilmbar. Tatsächlich hat er jetzt selbst mit Detlef Buck als Drehbuch-Autor bewiesen, dass er recht hat.

Herausgekommen ist: Ein Sittenbilderbogen. Ein Episoden-Film mit einer zusätzlichen Dimension (3-D) an Tiefe, der mit einer Menge an heiteren Einfällen brilliert und doch nicht von einer Idee zusammen gehalten wird. Ein Ensemble von Schauspielerinnen, die mit viel Spass ihren Figuren Konturen verleihen: Michael Mertens zelebriert den Herzog mit Gedankenflucht, und Sunny Melles steht ihm herrisch bei, David Fitz gibt seinem Forscher ein Spitzbubengesicht, und doch, die Figuren wachsen uns damit nicht ans Herz. 

Von einem Buch, das auf jeder Seite, die man aufschlägt, mit Witz und Feingeist fesselt, darf man nicht einen Film erwarten, der auf den distanzierenden Ton verzichten will. Doch verschafft eben dies dem Film nicht, was das Buch auszeichnet: Wann immer man nämlich das Buch weglegt, wird man jedes Mal von Neuem zu dessen leichtfüssigem Erzählen hingezogen und wird auch jedes Mal erneut gebannt, als hätte man zu einem neuen Buch gegriffen. Von der indirekten Rede, bleibt im Film hingegen nur die laute Ironie, die den Figuren eine Dimension wegnimmt, die uns auch das 3D nicht ersetzt.

 

 

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