Veröffentlichung eines Foto-Buches über Freikirche ICF verhindert

Gegen die Veröffentlichung des Buches «In Jesus‘ Name» des Genfer Fotografen Christian Lutz wurde zehn Tage nach Erscheinen im November eine superprovisorische Verfügung erwirkt. Das Musée de l’Elysée in Lausanne stellte sich am Donnerstag hinter den Fotografen.

Christian Lutz während der Medienkonferenz im «Musée de l'Elysée». (Bild: sda)

Gegen die Veröffentlichung des Buches «In Jesus‘ Name» des Genfer Fotografen Christian Lutz wurde zehn Tage nach Erscheinen im November eine superprovisorische Verfügung erwirkt. Das Musée de l’Elysée in Lausanne stellte sich am Donnerstag hinter den Fotografen.

Gegen das Buch wurde eine superprovisorische Verfügung verhängt, nachdem offenbar 21 Besucher der evangelikalen Freikirche «International Christian Fellowship» (ICF) wegen des Rechtes am Bild Klage eingereicht hatten.

Ein Zürcher Gericht habe die provisorischen Massnahmen am 24. Januar bestätigt, sagte Christian Lutz am Donnerstag vor den Medien in Lausanne. Eine grundsätzliche Entscheidung wird nicht vor mehreren Wochen erwartet.

Die Medienkonferenz fand im Musée de l’Elysée statt, welches den bekannten Fotograf verteidigt und seine Fotos – auch die umstrittenen Bilder – von Juni bis September ausstellen will (siehe Pressemitteilung auf der Rückseite dieses Artikels).

15 Bilder bereits ausgestellt

Von der Serie seien Ende 2011 im Rahmen einer Sammelausstellung bereits 15 Bilder gezeigt worden, ohne eine Reaktion auszulösen, sagte Sam Stourdzé, Direktor des Musée de l’Elysée. Das Verfahren betreffe nur 19 der insgesamt 57 Bilder des Buches.

Das Buch «In Jesus‘ Name» bildet den dritten Teil einer Trilogie über Macht, die Lutz 2003 begonnen hatte. Der Fotograf betonte, alle berufsethischen Regeln eingehalten zu haben.

Freikirche erlaubte Aufnahmen

Für sein Projekt erhielt Lutz von den Verantwortlichen des ICF grünes Licht. Während eines Jahres, als er an den Aktivitäten der Freikirche teilnahm, habe er jedes Mal sein Projekt klar vorgestellt.

Alle fotografierten Personen hätten mündlich ihr Einverständnis gegeben, sagte Christian Pirker, der Anwalt des Fotografen. Lutz zeigte sich «überrascht» von den Klagen. Die Bilder seien absolut nicht beleidigend.

Von Seiten der Freikirche hiess es am Donnerstag, dass man für das Projekt «im generellen Sinn» das Einverständnis gegeben habe. Zwischen dem Fotografen und der ICF-Leitung habe ein «vertrauensvolles Verhältnis» geherrscht, sagte ICF-Mediensprecher Daniel Linder auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

ICF «überrascht und schockiert»

Von der Veröffentlichung des Buches seien sie allerdings «überrascht und schockiert» gewesen, weil die Personen gut erkennbar in sensiblen Situationen wie Gebetshaltungen gezeigt würden, hielt Linder fest.

Diese Darstellungen seien inakzeptabel und würden das Persönlichkeitsrecht verletzen. Das ICF selber sei allerdings nicht am Verfahren beteiligt und auch nicht für ein Gerichtsverfahren berechtigt. Die Klage sei von Privatpersonen eingereicht worden.

Für die Bilder sei nicht das Einverständnis aller fotografierten Personen eingeholt worden. Die Privatpersonen würden das Verfahren gegen die Publikation der Bilder weiterführen, sagte Linder. Dies könne zu einem dauerhaften Verbot des Buches führen.

Unterstützungskomitee mit Couchepin

Für das Musée de l’Elysée geht es bei der Verteidigung um einen grundsätzlichen Kampf für die künstlerische Freiheit. Zur Unterstützung des Fotografen wurde ein Komitee mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten gegründet.

Zum Komitee gehört auch Alt Bundesrat Couchepin, der beim ersten Teil der Trilogie zum Thema politische Macht «Protokoll» teilgenommen hatte. Weitere Unterstützung kommt von der Waadtländer Ständerätin Géraldine Savary (SP).

Dem Komitee gehören zudem die Musiker Stephan Eicher und Franz Treichler (Young Gods) und weitere Kulturschaffende an. Christian Lutz gewann 2011 den Hauptpreis des Wettbewerbs «Swiss Press Photo» für eine Serie über Geschäfte mit Erdöl in Nigeria.

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