In der Emmentaler Gemeinde Schangnau gehen nach dem verheerenden Hochwasser die Aufräumarbeiten weiter. Die Gebäudeversicherung Bern (GVB) geht von einem Schadenvolumen von rund 4 Millionen Franken aus. Sie sprich von einem mittelgrosses Schadenereignis.
Für die Gebäudeversicherung selbst ist der Schaden verkraftbar, da sie nach eigenen Angaben über genügend hohe Rückstellungen verfügt, wie das Unternehmen auf Anfrage bekannt gab. Die Ereignisse würden denn auch keine Prämienerhöhung nach sich ziehen.
Gemäss früheren Zahlen der GVB sind in den letzten Jahrzehnten die Elementarschäden markant angestiegen. In den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrtausends kam etwa eine Schadensumme von rund 200 Millionen Franken zusammen, die Hälfte davon ging auf Überschwemmungen zurück.
Nach der Jahrtausendwende katapultierten vor allem Hochwasserereignisse wie jenes von 2005 die Schadensumme in die Höhe. In den ersten sieben Jahren des neuen Jahrtausends betrug die Schadensumme 732 Millionen Franken.
«In letzter Zeit hatten wir zum Glück deutlich ruhigere Jahre», schreibt die Gebäudeversicherung. Es könne den Kanton Bern aber jederzeit wieder treffen. Um Schäden weitgehend eindämmen zu können, sei unter anderem Prävention wichtig.
Dünn besiedeltes Gebiet
Der Berner Versicherer Mobiliar ist vom Unwetter im oberen Emmental nur sehr wenig betroffen, wie Mediensprecher Roger Baur sagte. Das habe auch damit zu tun, dass das betroffene Gebiet sehr dünn besiedelt ist.
Die heftigen Regenfälle davor, die über grössere Teile der Schweiz niedergingen, schlagen stärker zu Buche. Für die Unwetter vom 12. bis 14. Juli geht die Mobiliar von 700 Meldungen und einen Schaden von 5 Millionen Franken aus.
Für die Regenperiode vom 20. bis 22. Juli liegen noch keine Hochrechnungen vor, doch dürfte die Schadensumme hier höher liegen, wie Baur weiter sagte.
Bachläufe schnellstmöglich geräumt
Am Freitag waren die Einsatzkräfte im Emmental vor allem bemüht, die Bachläufe von Geröll und Holz zu befreien. Damit will man sich auch gegen allfällige neue Gewitter wappnen.
Das Ausräumen der Bachläufe habe jetzt Priorität, sagte der Emmentaler Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher auf Anfrage. Denn so wolle man verhindern, dass die Bäche wieder über die Ufer treten, falls es wieder stark regnen sollte. Zudem würden weiterhin Keller ausgepumpt und weitere Verkehrswege geöffnet.
Für die beiden Holzbrücken in Schangnau beziehungsweise Eggiwil, die von den Fluten weggespült wurden, gebe es inzwischen eine Lösung, sagte Grossenbacher weiter. Die Armee werde zwei Notbrücken bauen und hierzu die Arbeitskräfte und die Geräte stellen. Die Gemeinde besorgt das Material und einen Ingenieur.
Weiter gehe es zurzeit auch darum, den betroffenen Einwohnern zu helfen, damit sie auch wieder «einigermassen wohnen» können, sagte Grossenbacher. Auch am Freitag waren die betroffenen Haus- und Hofbesitzer dabei, ihre Liegenschaften zu putzen und vom Schlamm zu befreien.
Gleise der Brienz Rothorn Bahn beschädigt
Das Unwetter vom Donnerstagmorgen wütete nicht nur über dem Emmental, sondern auch im angrenzenden Berner Oberland. In Brienz verschüttete ein Murgang einen Teil der Strecke der Brienz Rothorn Bahn.
Die Gleise wurden dabei zum Teil schwer beschädigt, wie das Unternehmen mitteilte. Die Dampfbahn verkehrt zurzeit nur bis zur Mittelstation. Der Dampfbetrieb bis auf den Gipfel bleibt mindestens bis Montagabend gesperrt.
Das Hochwasser in Teilen des Kantons Bern betrifft nach wie vor auch die Aare-Schifffahrt. In den nächsten Tagen werde weiterhin viel Wasser durch den Nidau-Büren-Kanal aus dem Bielersee abgelassen, schreibt die Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft (BSG) in einer Mitteilung. Die Kursschifffahrt auf der Aare zwischen Biel und Solothurn bleibe deshalb auch am Wochenende eingestellt.