In Tunesien sind erstmals seit dem Anschlag auf der Ferieninsel Djerba vor elf Jahren wieder zwei Selbstmordattentate versucht worden: Im Badeort Sousse an der Ostküste sprengte sich ein von Wachleuten verfolgter Attentäter am Strand in die Luft.
Ein Attentäter hat sich während der Flucht vor Sicherheitsleuten im tunesischen Badeort Sousse in die Luft gesprengt. Im nahegelegenen Monastir konnte ein zweiter Täter rechtzeitig festgenommen werden. Die Explosion in Sousse ereignete sich am Strand, wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte. Ausser dem Attentäter sei niemand getötet oder verletzt worden.
Attentäter wollte Hotel betreten
Augenzeugen berichteten, dass der Angriff einem Hotel im Zentrum der bei Touristen beliebten Hafenstadt galt, die 140 Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis liegt. Der Attentäter sei aber vor dem Betreten einer Hintertür aufgefallen und in Richtung des leeren Strandes verfolgt worden, wo er schliesslich die Bombe zündete.
Laut dem Innenministerium riegelten Anti-Terror-Einheiten der Polizei die Umgebung des Tatorts ab, konnten einen flüchtigen Komplizen des Attentäters aber nicht mehr fassen.
Das deutsche Aussenministerium empfiehlt Reisenden im Raum Sousse bis auf Weiteres, ihre Hotels nicht zu verlassen und besonders wachsam zu sein. Eine entsprechende Empfehlung in den Reisehinweisen des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) lag bis am Abend nicht vor.
In Tunis wurden die Sicherheitsvorkehrungen vor Hotels ebenfalls verstärkt. Der tunesische Reiseagenturverband richtete einen Krisenstab ein, um die Bewohner des vom Attentäter anvisierten Hotels psychologisch zu betreuen.
Schlag für den Tourismus
Für den gebeutelten tunesischen Tourismussektor, der noch immer unter den Nachwirkungen der Revolution von 2011 leidet und grosse Teile zum Bruttoinlandprodukt beiträgt, kommen die Anschlagsversuche zur Unzeit. «Der tunesische Tourismus bedankt sich bei euch, ihr Terroristen!», schimpfte eine schockierte Frau aus dem Hotelgewerbe.
Im benachbarten Monastir verhinderten Sicherheitskräfte nach Angaben des Innenministeriums einen Selbstmordanschlag auf das Mausoleum des Staatsgründers und langjährigen Präsidenten Habib Bourguiba. Ein 18-jähriger Mann mit Bombe sei rechtzeitig festgenommen worden.
Sowohl bei ihm als auch beim Attentäter von Sousse handelt es sich laut Regierungsangaben um salafistische Islamisten aus Tunesien. Später wurden demnach fünf Verdächtige mit Verbindungen zu beiden Männern gefasst, die der als «Terrororganisation» eingestuften Salafistenbewegung Ansar al-Sharia angehören sollen.
Präsident verurteilt Anschläge
Das Präsidentenbüro verurteilte die Vorkommnisse als Versuch, den Übergang zu einer stabilen Demokratie zu sabotieren. Es rief alle Tunesier dazu auf, «Sicherheitskräfte und Militär zu unterstützen», da diese es mit «Terroristen» zu tun hätten.
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine al-Abidine Ben Ali im Januar 2011 wird Tunesien immer wieder von Anschlägen erschüttert, für die militante Islamisten verantwortlich gemacht werden. Alleine im Oktober wurden neun Sicherheitskräfte bei Gefechten mit mutmasslichen Dschihadisten getötet.
Selbstmordattentate gab es in dem Land aber seit dem 11. April 2002 nicht mehr. Damals sprengte sich ein Attentäter vor der Ghriba-Synagoge auf Djerba in die Luft und riss 21 Menschen in den Tod.