Zwei Tage nach der unsanften Herabstufung seines langjährigen Stammgoalies stellt sich Urs Meier am Karfreitag der Da-Costa-Debatte. Der FCZ-Coach spielt in einem bizarren Schauspiel keine gute Rolle.
Im vereinseigenen Museum versuchte Urs Meier, die Degradierung von David da Costa zu erklären. Nach exakt 37 Ernstkämpfen war der Vize-Captain und Torhüter Nummer 1 des FC Zürich am Mittwoch praktisch über Nacht herabgestuft worden. Meier schwebte vermutlich vor, den «Fall Da Costa» primär einmal zu relativieren. Er beabsichtigte, die Rochade in einem merkwürdigen Moment – der FCZ spielt am Ostersamstag gegen Luzern, am nächsten Dienstag im Cup gegen Sion und am Sonntag darauf bei Leader Basel – sachlich zu belegen und als richtungsweisenden Schachzug zu verkaufen: «Über den Zeitpunkt kann man diskutieren, aber es ist ein Entscheid für die Zukunft.» Der 21-jährige Yanick Brecher, der vom FC Wil zurückgeholt wurde und über die Erfahrung von drei Super-League-Partien verfügt, soll es nun richten.
Die Kehrtwende ist bemerkenswert. Vor wenigen Monaten zweifelte niemand ernsthaft an der Fangkunst Da Costas, im Frühling 2015 listet Meier plötzlich entscheidende Versäumnisse auf: «Er war in vielen Spielen nicht so gut.» Und widerspricht sich dann ein paar Minuten später selber: «Es geht nicht darum, einen Schuldigen zu finden, es geht um eine Vision. David war ein Goalie, der seine Sache gut machte.»
Da Costa, bestimmt kein Überflieger der Branche, aber zumindest ein solider Super-League-Keeper, soll den Ansprüchen des Vereins nun plötzlich nicht mehr genügen, der im letzten Sommer für zu wenig weit entwickelte Brecher hingegen schon. «Er stand immer in unserem Fokus. Er war seit seinem Wechsel zum FC Wil ein Thema», gibt Meier vor. «Er muss die Erfahrung machen, mit Druck umzugehen. Aber seine Karriere wird nicht morgen entschieden.» Meiers weiterer Weg beim FCZ ist nun eng verknüpft mit der Entwicklung Brechers.
Der offenbar schon wochenlang geplante Umsturz stand Meiers Angaben zufolge nicht am Ende eines Alleingangs: «Aber letztlich bin ich der Chef, ich entscheide. Ich bin ja auch für die Resultate verantwortlich.» In der eigenen Wahrnehmung ist er keine Einzelmaske: «Ich habe sehr viele Ansprechpartner in der Führung, die mir das Vertrauen geben, solch schwierige Situationen zu bestehen.» Nur: Zu spüren und zu sehen war gegen aussen hin nichts von diesem Schulterschluss mit der mächtigen Besitzer-Familie.
Wer ihn während des ungemütlichen medialen «Verhörs» so gestikulieren sah und seine Mimik studierte, musste unweigerlich zum Schluss kommen, dass sich da ein Coach für etwas rechtfertigen musste, das mit sportlichen Argumenten nicht (mehr) glaubhaft zu vermitteln war. Was wohl durchaus gut gemeint war, uferte phasenweise in einen grotesken verbalen Schlagabtausch auf privater Ebene aus.