Einen Tag nach dem Team Sauber hat auch Giedo van der Garde die aussergerichtliche Einigung im Rechtsstreit um die Anstellung als Stammfahrer bestätigt.
Van der Garde spricht in seinen im sozialen Netzwerk Facebook verbreiteten Ausführungen selbstredend von «gegenseitiger Einigung», doch «einig» wird sich der Holländer mit dem Team Sauber nach dem nun beendeten juristischen Theater wohl nie mehr werden. Seine Sichtweise unterscheidet sich von jener der Verantwortlichen des Zürcher Rennstalls zu sehr.
«Ich fühle mich schlecht und bin sehr enttäuscht», schreibt Van der Garde. «Alles, was ich wollte, war, Rennen zu fahren. Doch die Teamchefin (Monisha Kaltenborn) war unnachgiebig und liess mich nicht fahren, ungeachtet der richterlichen Urteile zu meinen Gunsten und trotz meiner Fähigkeiten als Fahrer. Das alles werde ich nie verstehen.» Der Holländer nannte auch die Beweggründe für seinen Sinneswandel, auf das auf juristischem Weg erlangte Startrecht als Stammfahrer zu verzichten. Er hätte darauf beharren können, aber die Teamchefin habe sich trotz des gültigen Vertrages dafür entschieden, nicht mit ihm zusammenarbeiten zu wollen. «Wenn ich trotzdem auf meine Rechte gepocht hätte, hätte dies wohl zum Bruch des Rennstalls geführt. Den Grand Prix von Australien hätte das Team nicht bestreiten können, zumal die Autos von der Justiz beschlagnahmt worden wären. Zudem hätte das Beharren auf den Vertrag möglicherweise die Karrieren zweier junger Fahrer ruiniert. Mit diesen Gedanken hätte ich nicht leben können, zumal einzig und allein das Management des Teams für die bizarre Situation verantwortlich ist.»
Gemäss Van der Garde hatten dessen Sponsoren die im Hinblick auf ein Engagement als Stammkraft für die laufende Saison ausgehandelte Summe schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres an die Zürcher Equipe überwiesen. «Die im Voraus geleistete Zahlung hat dem Team Sauber geholfen, den Fortbestand in der letzten Saison zu sichern.» Für die nun getroffene Lösung, die vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit mithilfe einer finanziellen Rückerstattung zu beenden, mache für ihn keinen Sinn, schreibt Van der Garde weiter. Die Höhe der ausgehandelten Summe, die rund 15 Millionen Euro betragen soll, durfte er selbstredend nicht nennen, «aber das Team Sauber hat einen beträchtlichen Betrag bezahlt, um den Vertrag mit mir nicht einhalten zu müssen.» In der Formel 1 sieht Van der Garde für sich keine Zukunft mehr.
Bei den Verantwortlichen von Sauber stiess die in ungewöhnlicher Länge verfasste Darstellung Van der Gardes auf Verwunderung. Sie würden dessen Motive nicht kennen. «Auch wenn er sich gerne als Sieger darstellen möchte, hatten wir darauf gehofft, mit der erzielten Einigung zur Ruhe kommen zu können. Das hat Giedo (van der Garde) für sich anders entschieden. Die Gründe dafür können wir nur schwer nachvollziehen», schreibt der Rennstall aus Hinwil in einer ebenfalls auf Facebook veröffentlichten Replik.
Auf Van der Gardes Ausführungen wollten sie im Zürcher Oberland nicht eingehen, schon gar nicht weiteres Futter für eine mediale Schlammschlacht liefern. Für sie sei «diese Geschichte abgeschlossen». «Auch wenn wir auf viele von Giedos Darstellungen und Vorwürfen sehr gut antworten könnten: Es würde weder unserem Team noch unseren Fans und Partnern helfen. Viel lieber fokussieren wir uns bereits auf das nächste Rennen, den Grand Prix von Malaysia.»