In der Schweiz breitet sich eine neue Tierseuche immer weiter aus. Das Schmallenberg-Virus verursacht Missbildungen bei Kälbern, Lämmern und Ziegen. Nun tauchte es erstmals im Berggebiet auf. Im bündnerischen Puschlav sind mehrere Tiere auf einem Hof auf über 1000 Metern über Meer befallen.
Eine Ausbreitung bis auf diese Höhe sei überraschend, weil das Virus von einer tropischen Mücke übertragen werde, sagte am Mittwoch Regula Kennel, Mediensprechecherin des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET), zu einem Bericht des Regionaljournals Graubünden von Schweizer Radio und Fernsehen.
Laut dem Bündner Kantonstierarzt Rolf Hanimann ging man bisher davon aus, dass eine Ausbreitung in Berglagen kein Thema ist. Seit seinem erstmaligen Auftreten in der Schweiz im Juli dieses Jahres hatte sich das Schmallenberg-Virus zwar auf zahlreiche Kantone des Mittellandes und der Ostschweiz ausgebreitet, bisher aber in keinen Alpenkanton.
Aktuell wurde das Virus auf 124 Schweizer Bauernhöfen nachgewiesen. Beim Vieh wurden entweder das Virus selber oder Antikörper dagegen gefunden. Während das Virus bei erwachsenen Tieren lediglich zu vorübergehenden, grippe-ähnlichen Symptomen führt, kann es bei trächtigen Tieren zu Aborten, Totgeburten und schweren Missbildungen der Jungen führen.
Dimensionen noch unklar
Das Ausmass dieser Folgen wird sich erst zeigen. Weil das Virus nur kurze Zeit im Land ist, wurden bisher lediglich sechs missgebildete Kälber positiv auf das Virus getestet. Für die kommende Ablammsaison im Herbst und die Abkalbzeit im Frühling rechnet das BVET aber mit einer Häufung.
„Jeder betroffene Betrieb muss mit Missbildungen bei den nächsten Geburten rechnen“, sagte BVET-Sprecherin Kennel. Dramatisieren will sie die Situation aber keinesfalls. Das Virus führt bei jedem Tier nur bei der Erstansteckung zu Schäden und das auch nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters während der Trächtigkeit.
Danach ist das Vieh immun, eine erneute Infizierung ist folgenlos. Auch ist die Krankheit nicht ansteckend, wird nicht von Tier zu Tier übertragen. Für den Menschen ist das Virus harmlos.
„Das Schmallenberg-Virus gehört einer bekannten Klasse an, es ist aber ein neues Virus“, erklärte Kennel. Entdeckt wurde es im Sommer 2011 im norddeutschen Schmallenberg. Seither breitet es sich in einem breiten Band quer durch Europa nach Südosten aus. Vorläufig existiert gegen das Virus weder eine Behandlung noch eine Impfung.