Der schmächtige Engländer Alistair Brownlee wurde am Sonntag erst 29 und ist dennoch bereits eine Dreikampf-Legende.
Der einzige zweifache Triathlon-Olympiasieger der Geschichte will ab sofort auch auf der Mittel- und Langdistanz mit seinem «Kick-and-Rush»-Stil die Messlatte sein. Ein Ironman-WM-Titel auf Hawaii würde Alistair Brownlee zum unbestritten besten Triathleten aller Zeiten und Distanzen adeln.
Die Nachrichtenagentur sda führte nach Alistair Brownlees Mitteldistanz-Debüt und Sieg an der Challenge Mogan auf Gran Canaria ein Exklusiv-Interview mit der bisherigen Kurzdistanz-Ikone.
Alistair Brownlee, Sie gaben am letzten Wochenende Ihren Einstand über die Mitteldistanz nicht in einem mehr beachteten 70.3-Ironman-Wettkampf, sondern ausserhalb des Radars auf Gran Canaria bei einem Event der Challenge-Serie. Weshalb?
Alistair Brownlee: «Ich wollte früh in der Saison ein Rennen bestreiten. In erster Linie passte mir der Termin. Die Wettkämpfe der Challenge-Serie sind zudem mit viel Herzblut organisiert. Und die Streckenführung hier war anspruchsvoll mit den vielen Höhenmetern auf dem Rad und im Laufen.»
Vor ihrem zweiten Olympiasieg bereiteten Sie sich in St. Moritz zusammen mit ihrem Bruder, dem Slowaken Richard Varga sowie dem Schweizer Olympia-Teilnehmer Andrea Salvisberg auf die Spiele in Rio vor. Was können Sie über den letztjährigen EM-Dritten Salvisberg sagen?
«Wir hatten viel Spass, mit Andrea zu trainieren. Andrea konnte sicher auch profitieren. Er lernt rasch und wird immer besser. Ich mag ihn sehr gut. Ich betrachte ihn als Freund.»
Welche Art «Spass» hatten Sie miteinander?
«Den Spass, hart zu trainieren. Wir hatten einige längere und auch knackige Einheiten im Programm. Auf dem Rad bewältigten wir in der Umgebung von St. Moritz natürlich auch mehrere Passfahrten.»
Ihr aktueller Plan sieht vor, in diesem Jahr Weltmeister über die halbe Ironman-Distanz zu werden. Danach sind die Ironman-WM 2018 und eine spätere Rückkehr auf die Kurzdistanz ein Thema für Sie…
«Eins nach dem anderen. Die 70.3-WM in den USA im September in Chattanooga sind nun mein grosses Saisonziel. Ich werde nach Saisonende entscheiden, ob ich die Ironman-WM Hawaii 2018 auch wirklich in Angriff nehme.»
Inwiefern hat sich Ihr Training nach ihrem zumindest vorübergehenden Abschied aus der Kurzdistanz-Szene verändert?
«Ich fahre nun eine Zeitfahr-Maschine. Die durchschnittlichen Ausfahrten auf dem Velo sind ein bisschen länger geworden, bis maximal dreieinhalb Stunden. Auch laufe ich nun länger, dafür ist das Tempo nicht mehr ganz so hoch.»
Nicht mehr ganz so hoch ist gut. Niemand scheint Ihnen auch über die Mitteldistanz folgen zu können. Sie siegten schon bei ihrem Debüt mit über acht Minuten Vorsprung. Ist Ihr Stil nun auch auf den längeren Distanzen «Kick and-Rush» – also keine Gnade für die Konkurrenz?
«Es ist nun mal so, dass ich so schnell wie möglich ins Ziel kommen will. Diesen Stil muss ich auf den längeren Distanzen nun ein wenig anpassen. Ich werde lernen, mein Rennen gegebenenfalls auch taktisch auszurichten.»
Auch der zweifache deutsche Ironman-Weltmeister Jan Frodeno bestimmt seine Wettkämpfe vorwiegend von der Spitze aus. Wann treffen Sie über die Mitteldistanz erstmals auf ihren Vorgänger als Triathlon-Olympiasieger, der 2008 in Peking Olympia-Gold gewann?
«Dass kann ich nicht sagen. Mein nächster Wettkampf wird auf alle Fälle die nordamerikanische 70.3-Ironman-Meisterschaft am übernächsten Wochenende in St. George sein.»