Das Brexit-Votum dämpft schon jetzt die Kauflaune der Briten: Insgesamt 37 Prozent der Befragten gaben in einer Erhebung an, Pläne für grössere Anschaffungen nun zurückzustellen. Dies betreffe etwa den Kauf von Fernsehgeräten, Möbeln oder Ferienreisen.
Drei Fünftel der Befragten hegen laut der Umfrage des Marktforschungsinstituts Retail Economics Sorgen vor einem negativen Effekt des Brexit auf ihre persönliche Vermögenslage. 58 Prozent wollen nun erst einmal auf nicht notwendige Anschaffungen verzichten.
Am meisten betroffen seien vermutlich die Elektronikbranche und Baumärkte, erklärte der Direktor des Marktforschungsinstituts, Richard Lim.
Die Umfrage dokumentiere «Sorgen um die Zukunft der Wirtschaft, um die persönliche Finanzlage und vor steigenden Lebenshaltungskosten». Lim zeigte sich beunruhigt hinsichtlich der Auswirkungen auf die Gesamtkonjunktur. Die Erholung der britischen Wirtschaft sei vor allem von der Binnennachfrage getragen worden. Es sei nicht klar, welche konjunkturellen Impulse den sich abzeichnenden Nachfrage-Rückgang nun ausgleichen könnten.
Für die Erhebung befragte das Institut am Samstag rund 2000 Menschen. Zuvor hatte bei dem Referendum eine knappe Mehrheit für den Austritt Grossbritanniens aus der EU gestimmt. Das Votum bescherte der britischen Währung massive Verluste: Der Pfund verlor gegenüber dem Dollar mehr als zwölf Prozent an Wert, gegenüber dem Euro rund zehn Prozent.
Butter und Käse
Die Folgen dieses Wertverlustes bekommen die Briten bereits jetzt zu spüren: Wer beispielsweise Ferien im Ausland plant und sein Budget nicht verändern will, hat weniger Geld in der Tasche. Zudem rechnen Experten damit, dass auch die Lebensmittelpreise anziehen.
Die Preise für frische Waren würden «definitiv» anziehen, weil sie meist aus der EU bezogen würden, erklärten Analysten der Beratungsfirma Kantar. Butter und Käse der Supermarktkette Tesco werde beispielsweise zur Hälfte aus Milch von EU-Märkten produziert.
Bei Unternehmen wird das Votum noch lange für Verunsicherung sorgen. Der britische Telekommunikationsriese Vodafone stellte am Mittwoch den Verbleib seines Hauptsitzes in London in Frage. Die EU-Mitgliedschaft Grossbritanniens biete Freizügigkeit für Menschen, Geld und Güter und sei für das Wachstum des Konzerns wichtig, erklärte Vodafone.
Ob diese Vorteile nach Abschluss des Austrittsprozesses noch gelten, müsse sich erst zeigen. Deshalb sei es noch nicht möglich, Rückschlüsse über die Zukunft des Hauptsitzes zu ziehen.