Viele täglich angewendete Kosmetika enthalten UV-Filter in oft ähnlich hohen Konzentrationen wie Sonnencrèmes. Dies zeigt eine Studie der ETH Zürich. Die Autoren rufen zu einem bewussteren Umgang mit diesen Chemikalien auf.
Filter für ultraviolettes Licht (UV) sind allgegenwärtig, nicht nur in Sonnencrèmes: Sie werden auch Lippenstiften, Gesichts- und Handcrèmes, Makeup und Aftershaves beigemischt. Zum einen, um UV-Schäden der Haut vorzubeugen, zum anderen, um das Produkt selbst vor lichtbedingtem Zerfall zu schützen.
Ein Team um Konrad Hungerbühler, Professor für Sicherheits- und Umwelttechnologie in der Chemie, hat nun in einer repräsentativen Umfrage erfasst, wie oft die Schweizer Bevölkerung Produkte mit UV-Filtern verwendet. Weiter hat es in Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Laboratorium Basel-Stadt bei 116 Produkten die Konzentrationen gemessen.
Es zeigte sich, dass viele der untersuchten Produkte mehrere UV-Filter in oft ähnlich hohen Konzentrationen wie Sonnencrèmes enthalten, wie die Forscher im „International Journal of Hygiene and Environmental Health“ berichten.
Zudem nehme ihre Verwendung in der Schweiz zu, sagte Erstautorin Eva Manová in der Webzeitung „ETH Life“. Dies ergebe der Vergleich mit einer Befragung vor zehn Jahren. Sonnencrèmes mit einem hohen Schutzfaktor würden heute vier- bis fünfmal häufiger verwendet – wahrscheinlich als Folge der Hautkrebs-Aufklärung.
Zu hohe Konzentrationen
Obwohl ein guter Schutz beim Sonnenbad zweifellos wichtig ist, sei es unnötig, UV-Filter zum Beispiel Nachtcrèmes beizumischen, erklärte Manová. „Ich denke, es gibt Leute, die ihren Körper zu hohen Konzentrationen an UV-Filtern aussetzen, ohne sich dessen bewusst zu sein.“
Denn einige der Substanzen stehen im Verdacht, negative Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt zu haben. Laut den Autoren zeigen Studien, dass der UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat (EHMC) die Haut durchdringen, im Körper hormonaktiv wirken und Wasserorganismen schädigen kann. EHMC wurde in 51 Prozent aller Schweizer Kosmetikprodukte gefunden.
Ungenügende Tests
Bei vielen UV-Filtern werde zudem nur ungenügend untersucht, ob sie für Menschen giftig sind, sagt Manová weiter. Denn in der Schweiz und in der EU gelten sie – anders als in den USA – nicht als pharmazeutische Wirkstoffe und müssen daher zur Zulassung weniger ausführlich untersucht werden wie Medikamente.
Manová will als Nächstes für die einzelnen Stoffe ausrechnen, wie stark die Schweizer Bevölkerung ihnen ausgesetzt ist. Sie macht dies auch im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das ihre Doktorarbeit finanziell unterstützt.