Viele Schweizer Eltern würden Nabelschnurblut für Fremde spenden

Bei Bedarf würden viele Eltern in der Schweiz, die bei der Geburt ihres Kindes Nabelschnurblut privat eingelagert haben, dieses an Kranke in Not spenden. Dies ergab eine Studie des Inselspitals Bern. Dieses neue Spendenmodell könnte Nabelschnurblut-Spenden schweizweit ermöglichen.

Mit den Blutstammzellen im Nabelschnurblut kann etwa Leukämie behandelt werden (Archiv) (Bild: sda)

Bei Bedarf würden viele Eltern in der Schweiz, die bei der Geburt ihres Kindes Nabelschnurblut privat eingelagert haben, dieses an Kranke in Not spenden. Dies ergab eine Studie des Inselspitals Bern. Dieses neue Spendenmodell könnte Nabelschnurblut-Spenden schweizweit ermöglichen.

„Unsere Studie hat gezeigt, dass Eltern sich eine private Spende wünschen, aber bei Bedarf auch gerne kranke Menschen in Not unterstützen wollen“, schreibt Erstautorin Anna-Margaretha Wagner in einer Mitteilung des Inselspitals.

Nabelschnurblut enthält viele Blutstammzellen, mit denen diverse Knochenmarkserkrankungen wie Leukämie behandelt werden können. Deshalb wird heute vielerorts das Blut nach der Geburt schmerz- und risikofrei abgezapft und für eine spätere Verwendung eingelagert.

In der Schweiz gibt es zwei Aufbewahrungssysteme, die sich gegenseitig ausschliessen: entweder gegen Bezahlung in privaten Stammzellbanken für die Verwendung beim eigenen Kind oder als anonyme Spende in öffentlichen Nabelschnurblutbanken. Dort steht das Blut allen Patienten weltweit zur Verfügung.

Private Spenden können in jeder Geburtsklinik der Schweiz entnommen werden, öffentliche nur in fünf Kliniken. Denn Entnahme, Lagerung und die nötigen Gewebeanalysen sind sehr teuer. Die Zahl der öffentlichen Spenden ist somit klein. Die Kosten tragen private Stiftungen.

Die Lösung wäre eine sogenannte „Hybrid-Spende“, bei der die Eltern das Blut auf eigene Kosten für ihr Kind einlagern, dieses aber bei Bedarf einem fremden Patienten freiwillig freigeben. Sie würden dann die Kosten von rund 3000 Franken zurückerstattet bekommen – und möglicherweise ein Menschenleben retten.

Hohe Akzeptanz

Das Team um Daniel Surbek, Chefarzt für Geburtshilfe am Inselspital, befragte 170 Eltern und Schwangere im Inselspital über ihre Meinung zum Modell. 85 Prozent von ihnen würden die Entnahme und Einlagerung des Nabelschnurbluts grundsätzlich unterstützen, berichten die Forschenden im Fachjournal „Transfusion“.

Ohne Hybrid-Modell gab knapp die Hälfte der Befragten an, die Stammzellen privat für ihr eigenes Kind einlagern zu wollen. Mit Hybrid-Modell würden die meisten Befragten, nämlich 49 Prozent, diese Option wählen und nur 13 Prozent auf der rein privaten Spende bestehen.

Mit dem Hybrid-Modell wäre die Nabelschnurblut-Spende erstmals schweizweit möglich, da alle Geburtskliniken private Spenden entnehmen können, schreibt das Inselspital der Mitteilung.

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