Knapp eine Woche nach dem Beginn einer Geiselnahme in Armeniens Hauptstadt Eriwan sind die vier verbliebenen Geiseln frei gekommen. Die Geiselnehmer, welche den Rücktritt des Staatschefs fordern, halten sich aber weiter verschanzt.
Bewaffnete Männer hatten am Sonntag vergangener Woche ein Gebäude der Sicherheitsbehörden gestürmt, einen Polizisten getötet und acht Menschen als Geiseln genommen. Sie forderten den Rücktritt von Armeniens prorussischem Staatschef Sersch Sarkissjan sowie die Freilassung des Oppositionsführers Dschirair Sefiljan.
In den folgenden Tagen wurden vier Geiseln freigelassen, nun durften auch die übrigen Geiseln gehen. Die Geiselnehmer hätten am Samstag vier Polizisten freigelassen, teilte ein Verhandlungsführer mit.
Die Geiselnehmer weigerten sich allerdings, ihre Waffen niederzulegen, wie einer von ihnen, Varoujan Avetissian, am Samstag angab. «Wir haben zu den Waffen gegriffen mit der Mission, unser Land zu befreien», sagte er vor Journalisten.
«Unsere Forderungen haben sich nicht geändert: Wir verlangen den Rücktritt Sersch Sarkissjans und die Freilassung der politischen Gefangenen.» Avetissian drohte, wenn die Sicherheitsbehörden sich zur Erstürmung des besetzten Gebäudes entschlössen, werde «es Dutzende, wenn nicht hunderte Opfer geben».
Mehrmals inhaftiert
Am Mittwoch waren mehr als 1500 Menschen in Eriwan auf die Strasse gegangen, um gegen die Regierung zu protestieren und ein friedliches Ende der Geiselnahme zu verlangen. Die Polizei ging mit Tränengas und Blendgranaten gegen die Menge vor.
Der Oppositionsführer Sefiljan sitzt seit Juni wegen Waffenbesitzes in Haft. Ihm und sechs seiner Anhänger, die ebenfalls festgenommen wurden, wird vorgeworfen, die Besetzung mehrerer Regierungsgebäude und Telekommunikationseinrichtungen geplant zu haben.
Sefiljan war bereits 2006 einmal festgenommen worden, nachdem er zum gewaltsamen Umsturz aufgerufen hatte. Nach anderthalb Jahren kam er wieder frei. 2015 wurde er erneut unter Umsturzverdacht vorübergehend inhaftiert.