Vincenz sagt dem Bankgeheimnis im Inland das Ende voraus

Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz sieht die Zukunft des Bankgeheimnisses im Inland deutlich düsterer als die Mehrheit in der Politik. Im Zeitalter des automatischen Informationsaustausches ist das heutige Bankgeheimnis seiner Meinung nach auch im Inland kaum zu halten.

Pierin Vincenz im Februar vor den Medien in Zürich (Archiv) (Bild: sda)

Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz sieht die Zukunft des Bankgeheimnisses im Inland deutlich düsterer als die Mehrheit in der Politik. Im Zeitalter des automatischen Informationsaustausches ist das heutige Bankgeheimnis seiner Meinung nach auch im Inland kaum zu halten.

«Die Schweiz darf auch für Schweizer kein Hort für unversteuertes Geld sein», sagte Vincenz im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Auf die Frage, ob das Bankgeheimnis im Inland bleibe, sagte er: «Es wird nicht machbar sein, ein internationales Konzept wie den automatischen Informationsaustausch in der Schweiz nicht anzuwenden.»

Allerdings müsse «die finanzielle Privatsphäre geschützt» bleiben, sagte Vincenz weiter. In früheren Interviews hatte sich Vincenz gegen einen automatischen Zugriff der Steuerverwaltungen auf Bankdaten ausgesprochen. Wenn sich aber die Weissgeldstrategie durchsetze und Banken auch von Schweizern kein Schwarzgeld mehr annehmen würden, mache dies einen Automatismus überflüssig, sagte er.

Lösung auch für Altlasten im Inland

Soweit ist es heute aber noch nicht. Der Konzernchef der bilanzmässig drittgrössten Schweizer Bank vermutet «noch einiges» Schwarzgeld von Schweizern auf Schweizer Banken. Für diese «Altlastenproblematik» müssten Lösungen gefunden werden – etwa eine Amnestie oder ein weiteres Programm für Selbstanzeigen.

«Bestimmt wird das nicht ohne Lärm gehen», räumte Vincenz ein. Seiner Ansicht nach setzt sich aber in der Bevölkerung das Bewusstsein durch, «dass man dort, wo man lebt, Strassen, öffentliche Verkehrsmittel, staatliche Dienstleistungen nutzt und Schulen besucht, auch Steuern bezahlt».

Vincenz

‚ erneutes Vorpreschen

Vincenz machte vor zwei Jahren von sich reden, als er im Gegensatz zu grossen Teilen des Finanzplatzes forderte, die Schweiz solle international über den automatischen Informationsaustausch verhandeln. Mittlerweile hat die Schweiz dem Konzept im Grundsatz zugestimmt und will es dereinst gegenüber dem Ausland übernehmen.

Aus Vincenz‘ Sicht dürfte die Schweiz über ihre Haltung offensiver informieren: «Die Schweiz täte gut daran, ihre Absicht, den Informationsaustausch umzusetzen, noch ernsthafter kundzutun.» Entscheidend würden dereinst die Details sein. «Wenn wir aber die Einführung weiterhin hinauszögern, sind wir im Mitgestalten der Details nicht sehr glaubwürdig.»

In grossen Teilen der Politik gilt das Bankgeheimnis im Inland als Tabu – trotz der Aufweichungen der letzten Jahr gegenüber dem Ausland. Vertreter der bürgerlichen Parteien wollen es gar per Volksinitiative in der Verfassung verankern. Eine Lockerung im Inland fordern die kantonalen Finanzdirektoren, die nach gleich langen Spiesse wie ausländische Behörden streben.

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