Während in Graubünden derzeit Tausende von Jägern auf der Pirsch sind, gerät die Patentjagd politisch immer stärker unter Druck. Eine Volksinitiative gegen die Sonderjagd wurde mit einer Rekordzahl an Unterschriften eingereicht, eine zweite am Donnerstag lanciert.
10’229 Unterschriften kamen für die kantonale Initiative zur Abschaffung der Sonderjagd in Graubünden zusammen, wie die Kantonsregierung am Donnerstag offiziell bestätigte. Keine andere Volksinitiative brachte es in der jüngeren Geschichte des Gebirgskantones auf nur annähernd so viele Signaturen.
Die umstrittene Sonderjagd wurde 1986 eingeführt, um die Regulierung der Wildbestände zu gewährleisten. Werden während der regulären Hochjagd im September zu wenige Hirsche und Rehe geschossen, wird im Oktober und November zur Sonderjagd geblasen.
Gegner dieser Jagd monieren, es komme immer wieder zu «moralisch, ethisch und jagdlich verwerflichen Szenen», da Gesetzesregeln der ordentlichen Jagd ausser Kraft seien.
«Tierquälerische Methoden»
Die weitaus grösste Jagdveranstaltung der Schweiz könnte bald noch mehr unter Druck kommen. Am Donnerstag wurde im Bündner Kantonsamtsblatt der Text zur kantonalen Volksinitiative «Für eine naturverträgliche und ethische Jagd» veröffentlicht.
Hinter der Initiative steht der Verein Wildtierschutz Schweiz. Der Verein teilte am Donnerstag mit, er unterstütze die Gegner der Sonderjagd, gehe aber konsequenterweise weiter und wolle «die veralteten und überholten, tierquälerischen Jagdmethoden im Kanton Graubünden abschaffen».
Die Initiative verlangt, dass das Bündner Jagdgesetz nach neun Grundsätzen angepasst wird. Ins Visier genommen werden neben der Sonderjagd die Vogeljagd, das Jagen mit Fallen sowie die Jagdbehörden selber. Im Amt für Jagd und Fischerei sowie in der Jagdkommission müssten auch Tierschützer/Jäger sowie Nichtjäger paritätisch vertreten sein.
Für das Zustandekommen der Volksinitiative haben die Initianten ein Jahr Zeit, 3000 Unterschriften zu sammeln.