Vom Freud und Leid eines Tauschkastens

Kinderklos, kaputte Reiskocher und halbleere Cremedosen: Der Bring-und-Nimm-Kasten in der Vogesenstrasse muss so manchen Schrott ertragen. Seit einer Weile haben wir einen mobilen Tauschkasten vor unserem Haus. Das finden die meisten toll: Nachbarn, die gerne mal eine Ladung alte Bücher gegen ein paar Blumentöpfe eintauschen, nette, anständige Menschen – auch Kinder, wie man in einem Kommentar […]

Mit einem Tauschkasten vor der Haustür hat mans nicht leicht.

Kinderklos, kaputte Reiskocher und halbleere Cremedosen: Der Bring-und-Nimm-Kasten in der Vogesenstrasse muss so manchen Schrott ertragen.

Seit einer Weile haben wir einen mobilen Tauschkasten vor unserem Haus. Das finden die meisten toll: Nachbarn, die gerne mal eine Ladung alte Bücher gegen ein paar Blumentöpfe eintauschen, nette, anständige Menschen – auch Kinder, wie man in einem Kommentar auf der Homepage des Projekts sehen kann:

Das mit dem hochentzündlichen Sagrotan-Spray ist ja irgendwie noch lustig (unser Haus wird eh bald abgerissen) aber bei den Mohrenköpfen hört der Spass auf. Wer stellt angebrochene Esswaren in einen Tauschkasten? Oder kaputte Reiskocher? Oder einen Fernseher? Oder acht achtelvolle Gläser mit Gewürzen? Oder ein Kinderklo? Oder einen Stiefel (ja, nicht ein Paar, einen einzelnen)? Oder sechzehn undefinierbare Holzstäbe? Oder Spiele-Verpackungen ohne Inhalt (ganz, ganz schlimm)? Ganz sicher nicht nette, anständige Menschen.

Auch wenn es ganz angenehm ist, am Abend nach Hause zu kommen und zwei Packungen frische Spargeln im Tauschkasten vorzufinden, ganz geheuer ist es nicht. Das gilt auch für Unterwäsche, angebrochene Pickelcremes und Cornflakes in Ikea-Plastiktüten. 




Ein ganz normaler Tag an der Vogesenstrasse 23.

Das einzige was schlimmer ist als ein Mensch, der seinen Abfall im Schrank deponiert, ist ein Mensch, der seinen Abfall neben dem Schrank deponiert. Ich gebe zu, unser «Garten» vor dem Haus lädt nicht unbedingt dazu ein, Herz fürs St. Johann zu zeigen (Die Bezeichnung «Garten» hat dieses Gestrüpp auch gar nicht verdient) aber nur weil die Kulisse hinter dem Kasten schlampig ist, muss das ja nicht auch für die Menschen vor dem Kasten gelten.

Das Problem fing auch erst mit dem neuen Schrank an. Davor hatten wir einen geräumigen gelben Kasten, der fröhlich entleert und gefüllt wurde: 

Nun steht unser gelber Freund vor der Aktienmühle und wir haben seinen kleinen Spind-Bruder bekommen, den die Menschen einfach nicht so nett behandeln. 

Das ist schade, zumal es wirklich auch immer wieder gute Sachen gibt: Vasen, Geschirr, ein Bikini aus den Achtzigern, trashige Lebensratgeber («Ich bleib so scheisse wie ich bin») oder ein paar fast neue New-Balance-Schuhe (Danke vielmals! Die trage ich fast jeden Tag). Die halbe Garderobe meines Mitbewohners und 80 Prozent meiner letztjährigen Weihnachtsgeschenke besteht aus Bring-und-Nimm-Material. Und seit wir ein freundlich mahnendes Schild hingestellt haben, ist es auch gar nicht mehr so schlimm mit der Deponierwut. 

Oder umso schlimmer – wenn Menschen ihr kaputtes Zeug trotzdem hinstellen. Seit vorgestern steht zum Beispiel wieder eine Plastiktüte mit dubiosen Metallstäben herum. Wieso? Vielleicht konnte jemand meine Schrift nicht lesen. Vielleicht lässt sich daraus ein ansehnlicher Tierkäfig bauen. Vielleicht musste jemand ganz schnell das Land verlassen und wusste nicht wohin damit. Vielleicht kanns ja jemand gebrauchen. Besonders nett ist es trotzdem nicht.

(Eines ist sicher: Unser Lieblings-Täuschler gehört nicht zu den Unholden. Dem bärtigen Unbekannten mit der Harley, der mindestens einmal die Woche einen Abstecher an die Vogesenstrasse macht, sei an dieser Stelle gesagt: Sie sind ein feiner Mensch. Wir wissen aus sicheren Quellen (Späher an den Fenstern im ersten Stock) dass Sie Schrott weder in noch neben den Schrank stellen, sondern erst gar nicht hinbringen. Vielen Dank dafür!)

  • Vorbeikommen: Bring-und-Nimm-Schrank, Vogesenstrasse 23, 4056 Basel
  • Wer selbst einmal gerne mal einen Tauschkasten bei sich im Quartier möchte, meldet sich hier.

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