Von Bever aus durch die wilden Engadiner Täler gleiten

Das Oberengadin bietet neben grossen Skigebieten und der mondänen Welt in St. Moritz auch urtümliche Landschaften, die sich bestens auf Langlaufskis entdecken lassen. Es muss ja nicht immer gleich der Skimarathon sein.

Durch das Val Bever geht es kaum merkbar aufwärts nach Spinas und in leichter Schussfahrt zurück.

(Bild: Franziska Siegrist)

Das Oberengadin bietet neben grossen Skigebieten und der mondänen Welt in St. Moritz auch urtümliche Landschaften, die sich bestens auf Langlaufskis entdecken lassen. Es muss ja nicht immer gleich der Skimarathon sein.

Mein Favorit ist das Val Roseg. Von Pontresina aus steigen wir dem Bach entlang durch Lärchen- und Arvenwälder zu einer Hochebene auf. Die Loipe ist nur klassisch gespurt. So können wir in gemächlichem Rhythmus die Landschaft geniessen.

Wer oben noch mag, macht eine Runde über das Gletschervorfeld mitten im Hochgebirge. Auf jeden Fall sollte man sich im Restaurant Roseg am Kuchenbuffet gütlich tun. Besonders schön ist es auf der von der Märzsonne beschienenen Terrasse. Die Abfahrt ist stellenweise ziemlich rasant, was geübten Läuferinnnen und Läufern grossen Spass bereitet. Wer sich das nicht zutraut, kann auch mit der Pferdekutsche zurückfahren. 

Kleine Ortschaften mit klassischen Engadinerhäusern 

Sportlich Ambitionierte trainieren auf der Strecke des Engadin Skimarathons zwischen Maloja und S-chanf und geniessen den von den Fernsehbildern des Grossanlasses bekannten Stazerwald, ohne die Loipe mit 13’000 anderen zu teilen. Wir laufen Teilstrecken, zum Beispiel um von Pontresina zurück nach Bever zu gelangen. Es lohnt sich übrigens, auch wenn man nicht dort logiert, solche kleinen Ortschaften mit den klassischen Engadinerhäusern zu entdecken. 

Von Bever führt eine kaum befahrene Loipe ins Val Bever nach Spinas am Albulapass. Die vier Kilometer dem Bach entlang über offene Schneeflächen und durch lichte Wälder sind auch als Feierabendfahrt gut machbar. Im Gasthaus Spinas kann man sich mit einer Bündner Gerstensuppe stärken und die hausgemachten Kuchen probieren. Erst bei der Rückfahrt, bei der wir es ohne Anstrengung einfach fahren lassen, bemerken wir, dass die gut präparierte Loipe beim Hinweg stetig anstieg. 

Mit der App zum Gletscher

Auf keinen Fall sollte man sich die Tour zum Morteratsch-Gletscher entgehen lassen. Hier bewegt man sich auf knapp 2’000 Metern Höhe an der Waldgrenze, umgeben von bis zu 4000 Meter hohen Bergen. Loipe und Fussweg führen über dieselbe Strecke. Wir haben alle Wanderer und Langläufer als sehr rücksichtsvoll erlebt, man kommt hier problemlos aneinander vorbei.

Sehr eindrücklich sieht man auf den zweieinhalb Kilometern von der Bahnstation Morteratsch bis zum Gletscher, wie sich dieser in den letzten 150 Jahren zurückgezogen und welche Spuren er in der Landschaft hinterlassen hat. Stelen am Wegrand zeigen den Gletscherstand zu früheren Zeiten an. Dank einer App mit Hintergrundinformationen kann man sich auch Literaturzitate von Autoren und Autorinnen anhören, die im Laufe der Jahrhunderte im Oberengadin weilten und von dieser Gletscherwelt ebenso fasziniert waren wie wir.

Auf all diesen Touren lassen sich übrigens neben vielen Vögeln mit etwas Glück auch Rehe, Hirsche, Gämsen und Steinböcke beobachten.

An einem verlängerten Wochenende bekommt man nur einen ersten Eindruck von den Schönheiten des Engadins. Aber man kann ja wiederkehren und länger bleiben. Bis Ostern findet man auf jeden Fall präparierte Loipen vor, allerdings je nach Schneeverhältnissen nur noch in höheren Lagen. 

  • Buna not: Hotel Spinas hinten im Val Bever, für Romantiker.
  • Bun appetit: Jugendherberge in Pontresina. Gutes Essen, auch Bündnerspezialitäten, direkt an der Loipe.
  • Buna girada: Abfahrt vom Val Roseg kurz vor Sonnenuntergang, wenn man den Wald nur noch mit den Tieren teilt.  

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