Die Wiesentalbahn feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Die Strecke zwischen Basel und Zell (D) wird heute von der SBB GmbH betrieben, einer Tochter der Schweizerischen Bundesbahnen. Einst hatte sie aber auch zur Umgehung der Schweiz gedient.
Die Wiesentalbahn führt über rund 28 Kilometer vom Badischen Bahnhof in Basel über Riehen BS und Lörrach (D) hinauf nach Schopfheim und Zell. Sie ist Hauptstrecke der S6 der Regio-S-Bahn Basel zwischen Zell und Basel SBB, und über sie fährt teilweise auch der Seitenast S5 – die Gartenbahn – zwischen Weil am Rhein und Steinen.
Anfang als Privatbahn
S6 und S5 werden seit 2003 von der SBB GmbH befahren, einer 100-prozentigen Tochter der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die auch den „seehas“ zwischen Konstanz und Engen im Bodenseegebiet betreibt. Bei der 1862 in Betrieb gegangenen Wiesentalbahn waren indes Schweizer schon in den Anfangszeiten mitbeteiligt.
Denn die Wiesentalbahn war im damaligen Grossherzogtum Baden die erste Privatbahn: Finanziert wurde sie von Unternehmern des Wiesentals sowie aus Lörrach und Basel, wie einer 1982 im Eisenbahn-Kurier Verlag in Freiburg erschienen Broschüre zum 110-Jahre-Jubiläum der Eisenbahndirektion Karlsruhe zu entnehmen ist.
Eröffnet wurde die Bahn am 5. Juni 1862 im Beisein des badischen Grossherzogs Friedrich I. sowie des Schweizer Bundespräsidenten Jakob Stämpfli. Zunächst führte sie bis Schopfheim, ab 1876 dann bis Zell. 1889 folgte überdies als Weiterführung bis Todtnau das – 1967 wieder eingestellte – meterspurige „Todtnauerli“.
Umgehung der Schweiz
Ebenfalls im Jahr 1889 gliederte der badische Staat die Wiesentalbahn in die Grossherzoglich Badischen Staatseisenbahnen ein. Hintergrund war ein militärischer, wie die SBB GmbH auf ihrer Webseite festhält: Das Deutsche Reich hatte vom Grossherzogtum den Bau einer Bahn verlangt, um die Schweiz zu umgehen.
Eine Bahn zwischen Oberrhein und Hochrhein, die Schweizer Gebiet nicht berührt, war zwar schon früher im Gespräch gewesen. Doch wegen des Geländes und der Kosten hatte man davon abgesehen, und 1852 regelten das Grossherzogtum und die Eidgenossenschaft vertraglich die Weiterführung der badischen Bahnen via Basel.
Der Staatsvertrag liess begrenzt auch Truppentransporte zu. Doch schon im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 gabs „nur Reibereien und Schwierigkeiten“, wie es im Jubiläumsbuch „125 Jahre Basel-Waldshut“ (Eisenbahn-Kurier Verlag, 1981) heisst: In Basel mussten Durchreisende umkehren, und wegen der Neutralität verbot der Bundesrat zuletzt Durchzüge Militärpflichtiger beider Parteien.
1890 eröffnete indes die Badische Staatsbahn die strategische Umgehungsbahn zwischen Weil am Rhein und Säckingen, just ausserhalb der Schweizer Grenzen. Diese führte von Weil in einem neuen Tunnel durch den Tüllinger Hügel nach Lörrach, nutzte dann die Wiesentalbahn bis Schopfheim und führte weiter über die neue Wehratalbahn bis Bad Säckingen.
Ab- und Aufschwung
Die Wiesental- und Wehratalbahn wurden 1913 als erste in Baden elektrifiziert. Den Strom lieferte das Rheinkraftwerk Wyhlen vis-à-vis von Augst BL. Ab den 1960er-Jahren machte den Bahnen aber der Umstieg von Fahrgästen aufs Auto zu schaffen. Die Wehratalbahn stellte 1971 den Personenverkehr und 1994 den ganzen Betrieb ein.
Die Wiesentalbahn allerdings wurde nach 2000 Teil der Basler Regio-S-Bahn, ebenso von der einstigen Umgehungsbahn die Strecke Weil-Lörrach (Gartenbahn/S5). Und 2008 wurde mit „Riehen-Niederholz“ erstmals wieder eine neue Haltestelle gebaut. Am 22. September soll zum 150-Jahre-Jubiläum entlang der Strecke ein grosses Fest steigen.