In der Steueraffäre um den früheren FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeness hat sich ein wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verdächtigter Schweizer Banker von Polen aus in seine Heimat abgesetzt.
«Die Person hat uns nachträglich über ihre Rückkehr in die Schweiz informiert», erklärte ein Sprecher seines Arbeitgebers, der Bank Vontobel. Er habe sich in ärztliche Behandlung begeben. Über die Rückkehr hatte zuvor der Banken-Blog «Inside Paradeplatz» berichtet.
Die polnische Polizei konnte keine Angaben über den Verbleib des Bankers machen. Die Staatsanwaltschaft München wollte sich nicht äussern.
Auf Betreiben deutscher Ermittler hatte die polnische Polizei den Banker im Oktober festgenommen und gegen Kaution wieder freigelassen. Im Gegenzug musste der Mann nach Gerichtsangaben seinen Reisepass und eine Kaution von einer Million Zloty (rund 285’000 Franken) hinterlegen. Er müsse sich regelmässig bei der Polizei melden und dürfe das Land nicht verlassen.
Kaution vorgeschossen
Gegen diese Auflagen hat er mit seiner Abreise nun offenbar verstossen. Er wird sich Vontobel-Angaben zufolge nun aus der Schweiz den möglichen Fragen der deutschen Behörden stellen und nimmt dafür einen deutschen Anwalt. Die von der Bank vorgeschossene Kaution habe der Mann inzwischen an das Institut zurückbezahlt.
Die Rolle des Bankers war im Prozess gegen Hoeness öffentlich zur Sprache gekommen. Der Schweizer war demzufolge jahrelang ein Vertrauter von Hoeness. Für den Fussballmanager konstruierte er ein komplexes Devisenhandelsschema, mit dem Hoeness Millionen bewegte.
Das Landgericht München hatte Hoeness im März wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 62-Jährige, der daraufhin von seinen Ämtern beim FC Bayern zurücktrat, verbüsst diese Strafe zur Zeit in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech.