Heute blicken viele Fussball-Fans in England auf die drittklassige League One. Dort kommt es zum ersten Liga-Duell zwischen dem ehemaligen Wimbledon FC und dessen von Fans gegründeten Nachfolgeklub.
Vor zwei Monaten war es den Fussball-Traditionalisten und -Romantikern beim Blick auf die Tabelle der dritthöchsten englischen Liga warm ums Herz geworden. Dank eines 3:1-Erfolgs bei Oxford United zog der AFC Wimbledon erstmals an jenem Klub vorbei, wegen welchem er vor 14 Jahren von Fans ins Leben gerufen worden war.
Es war im Mai 2002, als es den neuen Besitzern des 1889 gegründeten Wimbledon FC seitens des englischen Verbandes FA erlaubt wurde, den Klub aus London nach amerikanischem Franchise-Vorbild umziehen zu lassen – und zwar nach Milton Keynes, in eine 90 km nördlich von London in den Sechzigerjahren am Reissbrett entworfene Stadt. Nach dem Umzug wurde der Wimbledon FC, 1988 dank eines 1:0-Finalsiegs gegen Liverpool Gewinner des englischen Cups, als Milton Keynes Dons neu gegründet. Nicht nur aufgrund neuer Farben erhielt der Klub eine völlig neue Identität.
Die Wimbledon-Fans reagierten ob des Umzugs nach Milton Keynes empört und gründeten als Reaktion den AFC Wimbledon, der von der Non-Profit-Fan-Organisation «Dons Trust» getragen wird. Jedes Mitglied hat dabei eine Stimme. In der Saison 2002/03 startete der AFC Wimbledon in der neunten Liga, seither hat der Klub eine märchenhafte Geschichte mit bereits sechs Aufstiegen hinter sich.
Dass der AFC Wimbledon 14 Jahre nach seiner Gründung bereits in der gleichen Liga spielt wie die MK Dons, haben die Gründungsmitglieder um den ersten Klub-Präsidenten Kris Stewart kaum zu träumen gewagt. Im Sommer 2002 hatte Stewart zusammen mit seinen Kollegen anlässlich eines Castings aus mehreren hundert Bewerbern erst ein Team zusammenstellen müssen, um den Spielbetrieb in der «Combined Counties League Premier Division» aufnehmen zu können.
Am Samstagnachmittag kommt es in der Grafschaft Buckinghamshire nun bereits zum vierten Aufeinandertreffen zwischen den Milton Keynes Dons und dem AFC Wimbledon. Dreimal bereits standen sich die beiden Klubs in englischen Cup-Wettbewerben gegenüber, wobei sich die MK Dons zweimal durchzusetzen vermochten. Eine weitere Niederlage im ersten Liga-Duell könnten die Wimbledon-Fans insofern verkraften, als dass ihr Klub nach der Partie der 21. Runde der League One unabhängig vom Ergebnis vor den MK Dons klassiert bleiben wird. Denn derweil Wimbledon als Siebenter vom Aufstiegsplayoff träumen darf, ist Gastgeber Milton Keynes mit acht Punkten weniger als 19. von 24 Teams in den Abstiegskampf verwickelt.