Eine Studie über FernsehzuschauerInnen in den USA zeigt: je weniger Nachrichten sie gucken, desto mehr wissen sie.
(Bild: Screenshot)
Bei den jüngsten internationalen Gipfeln hat Barack Obama dem Rest der Welt wieder einmal Tipps gegeben, wie’s geht: Ägypten soll die Marktwirtschaft entwickeln. Die Eurozone soll Griechenland retten. Deutschland soll mehr für die Verteidigung ausgeben. Und Russland soll sich nicht darüber aufregen, dass die Nato an seiner Südflanke neue Mitglieder wie Georgien aufnehmen will.
Doch während der US-Präsident die globalen Probleme löst, hat seine fernsehguckende Basis nicht die geringste Ahnung von der Welt. Ganz besonders jene Millionen US-AmerikanerInnen, die sich ihre Informationen bei den Nachrichtenmagazinen der großen privaten Fernsehsender holen: Fox-News, CNN und MSNBC.
Zwar laufen Fernseher in US-Haushalten durchschnittlich fünf Stunden pro Tag. Aber auf einfache Fragen zu Themen, die dort seit Monaten behandelt werden – darunter: wurde der ägyptische Diktator Mubarak abgesetzt? Worum geht es bei den Sanktionen gegen den Iran? Und: War der Aufstand in Syrien erfolgreich? – antworten rund 40 Prozent der ZuschauerInnen dieser Privatsender: „I don’t know“.
Zu diesem Ergebnis kommt die Universität Fairleigh Dickinson in New Jersey. Sie hat für ihre Studie 1185 FernsehzuschauerInnen im ganzen Land (je zur Hälfte Männer und Frauen, alle Altersgruppen ab 18 aufwärts, alle Parteizugehörigkeiten und sämtliche Minderheiten) befragt.
Am ahnungslosesten sind die ZuschauerInnen des Murdoch-Senders Fox-News. Sie wissen weniger, als Leute, die überhaupt kein Fernsehen gucken. Von vier einfachen Fragen zur nationalen Politik (über Steuern und republikanische Vorwahlen) können Fox-News-ZuschauerInnen durchschnittlich nur 1,04 beantworten. Ein Vergleich mit den großen Radiosendern im Land zeigt, dass die ZuhörerInnen des öffentlichen Radiosenders NPR einen besseren Informationsstand haben. Doch auch sie kommen durchschnittlich nicht über 1,51 richtige Antworten auf die vier einfachen nationalen Fragen hinaus.
Wer sich gelegentlich die abendlichen Nachrichtenshows der Privatsender in den USA zumutet, kann sich nicht wirklich über dieses Ergebnis wundern. Da predigt ein gewisser Bill O’Reilly seinem ohnehin konservativen Publikum auf Fox (auf dessen Gehaltsliste zeitweise fünf potenzielle republikanische PräsidentschaftskandidatInnen gleichzeitig standen), weshalb Obama überhaupt nicht geht. Und da zeigt Rachel Maddow auf MSNBC Schadenfreude über jeden Fehltritt der RepublikanerInnen.
Unter den drei Privaten hat bloss CNN etwas weniger Schaum im Programm. Doch CNN ist zugleich derjenige der drei Sender, der in den letzten Monaten kontinuierlich an Einschaltquote verloren hat.
Ein schlechtes Omen?