Der Abgas-Skandal beim deutschen Autokonzern VW wirkt bis heute nach: Die Preise der betroffenen Dieselautos sind markant gesunken. Online ausgeschriebene Occasionen waren im August 2016 in der Schweiz mehr als einen Viertel günstiger als vor einem Jahr.
Die Preisveränderungen schwanken je nach Modell stark. Das zeigt eine Auswertung des Online-Vergleichportals und Marktplatzes comparis.ch der betroffenen Occasions-Fahrzeuge aus den Jahren 2009 bis 2013. Das Portal erfasst Occasionen und Neuwagen der acht grössten Schweizer Automarktplätze.
Am stärksten sind die Preise im Vergleich zum August 2015 beim VW Golf gefallen, wie comparis.ch am Montag mitteilte. Das Minus beträgt 53 Prozent. Von den betroffenen Modellen konnte einzig VW Polo mit 2 Prozent leicht an Wert gewinnen.
Der VW-Skandal drückte sogar stärker auf die Preise als die Eurokrise, wie Mediensprecherin Manuela Rimlinger der Nachrichtenagentur sda sagte. Die Occasionspreise der Benzinfahrzeuge haben sich erst Mitte August 2016 wieder auf dem Vor-Skandal-Niveau eingependelt.
VW-Marke brach zuerst ein
Der zeitliche Verlauf des Preiseinbruchs lässt dabei durchaus den Schluss zu, dass sowohl bei den Diesel- als auch bei den Benzinern der Abgas-Skandal der Auslöser war.
Im September war in den USA aufgeflogen, dass Volkswagen bei den Dieselmodellen eine illegale Software eingesetzt hat. Diese erkennt, ob ein Wagen auf dem Prüfstand steht und nur dann hält er auch die Abgas-Grenzwerte ein. Im normalen Verkehr auf der Strasse ist der Schadstoffausstoss um ein Vielfaches höher.
Nachdem dies bekannt geworden war, brachen zunächst die Preise der VW-Modelle ein. Die anderen Konzernmarken Audi, Seat, Skoda und VW Nutzfahrzeuge reagierten verzögert. Rimlinger führte dies darauf zurück, dass anfänglich nicht klar war, dass der Skandal auch weitere Marken aus dem Hause Volkswagen betrifft. Der Konzern setzt jedoch dieselben Bauteile für mehrere Marken ein. Gegen Jahresende reagierten auch die Preise der Benziner-Modelle.
Neue Modelle drücken Preise
Neben dem Skandal dürften aber auch weitere Faktoren bei den Preisen eine Rolle gespielt haben: So wurden diverse neue Modelle aus dem Volkswagenkonzern lanciert, was den Wert der alten Modelle drückte, wie Rimlinger sagte.
Zudem geriet der Occasionsmarkt in der Schweiz auch unter Druck wegen günstiger Neuwagenpreise infolge der Frankenaufwertung im Januar 2015. Der Markt erholte sich aber im Sommer wieder.
Laut dem Autoscout24-Marktindex lagen die Preise noch zu Jahresbeginn um rund 10 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Juli kletterte der Index erstmals wieder über den Vorjahreswert und wies ein Plus von einem Prozent aus, während die VW-Preise weiterhin weit von ihrem Vorjahresniveau entfernt sind.
Nicht nur bei den betroffenen Modellen, sondern auch bei den Neuwagen hinterliess der Skandal Bremsspuren bei VW, wie die Verkaufsstatistik von Auto-Schweiz nahelegt: Zwischen Januar und Juli hat die Marke VW 6,0 Prozent weniger verkauft als im Vorjahreszeitraum, Skoda 6,3 Prozent, Seat 11,1 Prozent und Audi 16,1 Prozent. Die Verkäufe aller Neuwagen nahmen mit 4,1 Prozent weniger stark ab.