In Wolfsburg berät der Aufsichtsrat von Volkswagen über umstrittene Boni und die Bilanz im vergangenen Jahr. Die Rede ist von mehr als 16 Milliarden Euro, die der Autohersteller für den Abgas-Skandal zurückstellen soll.
Knapp eineinhalb Stunden später als zunächst geplant hat in Wolfsburg die mit Spannung erwartete Sitzung des VW-Aufsichtsrates begonnen. Abgeschottet von der Aussenwelt will das 20-köpfige Kontrollgremium am Freitag nicht nur den seit Wochen dauernden Streit um die millionenschweren Vorstands-Boni aus der Welt schaffen, sondern auch abschliessend über die offiziellen Eckzahlen zur Jahresbilanz 2015 beraten.
Dem Termin war in der Nacht eine lange Sitzung des VW-Präsidiums sowie der Anteilseigner und der Arbeitnehmerseite vorausgegangen. Dabei hatten sich die Verantwortlichen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur darauf verständigt, dass der Konzern wegen des Abgas-Skandals in seiner Bilanz für 2015 rund 16,4 Milliarden Euro zurückstellt. Damit steigt der Puffer für die bisher absehbaren Kosten der Diesel-Krise nach bereits erfolgten Rückstellungen im dritten Quartal noch einmal um fast 10 Milliarden Euro an.
Mit den Rückstellungen in zweistelliger Milliardenhöhe steuert Europas grösster Autohersteller auf den grössten Verlust in seiner Geschichte zu. Im Jahr 1993 hatte es zuletzt einen Fehlbetrag gegeben: 1,94 Milliarden D-Mark, also rund eine Milliarde Euro. Weitere Verluste in den 1980er und 1970er Jahren waren weit geringer.