Wirtschaftsvertreter der Kantone Wallis und Waadt wollen die Olympischen Winterspiele 2026 in die Westschweiz holen. Der Austragungsort ist noch offen. Alle Westschweizer Kantone und Bern sollen sich an den Winterspielen beteiligen.
Die Kandidatur wurde am Donnerstag vor den Medien in Lausanne vom Waadtländer Rechtsanwalt und Vize-Präsidenten von Swiss Ski, Jean-Philippe Rochat, angekündigt. Damit schliessen sich die beiden bisherigen Projekte aus dem Wallis und der Waadt zusammen.
Im Wallis war das Projekt vom Präsident des FC Sion, Christian Constantin, lanciert worden. Das Waadtländer Projekt wurde von der Handelskammer angestossen. Die Kandidatur steht unter dem Titel «The Swiss Made Winter Games 2026». Auch Sportler wie Didier Défago oder Virginie Favre unterstützten das Projekt an der Medienkonferenz.
An der Kandidatur soll sich die gesamte Westschweiz, von den Kantonen Genf, Freiburg, Neuenburg über Jura bis nach Bern beteiligen. Für den Walliser Volkswirtschaftsdirektor Jean-Michel Cina (CVP) ist das eine grosse Chance.
«Für uns war immer klar, dass keine rein Walliser Kandidatur möglich ist», sagte Cina der Nachrichtenagentur sda. Deshalb hätten er und der Waadtländer Volkswirtschaftsdirektor Philippe Leuba (FDP) die bisherigen Projekte in den Kantonen zusammengebracht.
1,8 Milliarden Franken
Der Austragungsort könne auch Sion-Lausanne heissen, so Cina. Man könne sich – als Gedankenspiel – auch vorstellen, dass die Eröffnung in Sitten stattfindet und die Schlusszeremonie in Lausanne.
Für olympische Winterspiele in der Westschweiz rechnen die Organisatoren mit Kosten von 1,8 Milliarden Franken. Der Anteil der öffentlichen Hand und Sponsoren werden 750 Millionen Franken veranschlagt.
Mit über 500’000 Besucher und 750’000 Übernachtungen sollen 1,5 Mia. Fr. Wertschöpfung zurückfliessen. Die Westschweizer Organisatoren stützen sich dabei auf Zahlen der vom Bündner Stimmvolk vor drei Jahren abgelehnten Kandidatur für die Winterspiele 2022.
Weniger teuer und nachhaltiger
Mit der Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) würden die Kosten sinken. Diese Agenda will die olympischen Spiele nach Ausgaben mit enormen Kosten wie Sotschi wieder weniger kostspieliger und nachhaltiger machen.
Die Organisatoren erhoffen sich, die Winterspiele nach Pyeongchang in Südkorea (2018) und Peking (2022) wieder in die Alpen zu holen. Auch die Austragung der olympischen Jugend-Winterspiele 2020 in Lausanne soll der Kandidatur der Westschweiz für 2026 Flügel verleihen.
Die Kandidatur der Kantone Waadt und Wallis wird nicht die einzige in der Schweiz bleiben. Auch Graubünden bereitet mit der Unterstützung des Kantons Zürich eine Bewerbung für die Winterspiele 2026 vor.
Eine dritte Kandidatur unter dem Grobkonzept «Host City» hat sich bislang nicht konkretisiert. Für den Walliser Volkswirtschaftsdirektor Jean-Michel Cina spricht einiges für die Westschweiz.
Westschweiz am Zug
«St. Moritz hatte die olympischen Winterspiele schon zweimal, die Westschweiz noch nie», so Cina. Mit einer Landesausstellung in der Bodenseeregion werde die Ostschweiz zudem stark unterstützt. Da stellten sich auch Fragen des Gleichgewichts zwischen Ost und West.
Auch aus dem Kanton Bern sind die Signale positiv. Der bernische Regierungsrat habe sich grundsätzlich für eine Unterstützung von Schweizer Kandidaturen für olympische Winterspiele ausgesprochen, sagte Andreas Rickenbacher (SP), Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern, auf Anfrage.
Allerdings soll Bern nicht Austragungsort sein. Zum Konzept «Host-City» mit Austragungen in der gesamten Schweiz stellten sich für die bernische Regierung noch Fragezeichen zur Durchführbarkeit. Eine Beteiligung in der Westschweiz stehe deshalb im Vordergrund.
Bis Ende Mai muss die Absicht einer Kandidatur bei Swiss Olympic, dem Dachverband der Schweizer Sportverbände, eingereicht werden. Die Kandidatur muss bis Mitte Dezember ausgearbeitet sein.