Das Weinbaugebiet Lavaux am Genfersee soll nicht unter absoluten Schutz gestellt werden – gewisse Bauprojekte sollen möglich bleiben. Das Waadtländer Stimmvolk lehnte die 3. Initiative zur Rettung des Lavaux von Umweltschützer Franz Weber wuchtig ab.
Bei einer Stimmbeteiligung von 56,81 Prozent erteilten die Waadtländerinnen und Waadtländer der Initiative «Sauver Lavaux» des Umweltschützers Franz Weber mit 153’086 Nein- zu 64’268 Ja-Stimmen eine überraschend deutliche Abfuhr. Der Nein-Stimmenanteil betrug 68,09 Prozent.
Der weniger weit gehende Gegenvorschlag der Regierung wurde mit 153’938 Ja- zu 56’181 Nein-Stimmen angenommen – das entspricht 68,47 Prozent Ja-Stimmen.
Das Resultat bedeutet, dass das seit 2007 im Unesco-Weltkulturerbe eingetragene Weinbaugebiet Lavaux keinem rigorosen Schutz unterstellt wird, wie dies die Initiative gefordert hatte. Diese hätte künftig keine Bautätigkeit mehr zugelassen, mit Ausnahme kleinerer Konstruktionen wie zum Beispiel einem Weinkeller.
Der siegreiche Gegenvorschlag der Regierung will die Weinbauterrassen, Dörfer und Landwirtschaftszonen ebenfalls vor dem Immobiliendruck schützen. Im Gegensatz zur Initiative soll aber in den gemischten Zonen, den Zonen von öffentlichem Interesse sowie den Agglomerationszonen eine sanfte Weiterentwicklung möglich bleiben.
Die geschützte Fläche des Lavaux umfasst 898 Hektaren und wird von 14’000 Menschen besiedelt. Gemäss bisheriger Gesetzgebung hätte die Bevölkerungszahl noch um 3500 Personen wachsen können. Der Gegenvorschlag beschränkt diese Zunahme nun auf 1800 Personen, während die Initiative ein Nullwachstum verlangt hatte.
Die Bauzonen der Gemeinden werden jetzt von 40 auf 20 bis 25 Hektaren halbiert und nicht komplett eingeschränkt.
Beiträge für Winzer
Den Winzern wurde der Gegenvorschlag unter anderem mit Beiträgen an die Erneuerung von Trockensteinmauern schmackhaft gemacht. Von den insgesamt rund 200 Weinproduzenten, die AOC-geschützte Lavaux-Weine wie den Dézaley, Epesses, Lutry oder St-Saphorin produzieren, haben sich nur zwei öffentlich für die Initiative ausgesprochen.
Der Gegenvorschlag war unter der Regie der Grünen Staatsrätin Béatrice Métraux ausgearbeitet worden. Er fand im Kantonsparlament mit 120 Ja gegen 9 Nein bei 3 Enthaltungen breite politische Zustimmung. Franz Weber wurde praktisch nur von WWF und Pro Natura unterstützt und stand im Abstimmungskampf ziemlich alleine da.