Der deutschen Wirtschaft droht eine Schwächephase: Die führenden Konjunkturforschungsinstitute erwarten für den wichtigsten Schweizer Handelspartner nur noch ein deutlich abgeschwächtes Wachstum. Die Exporte brachen bereits ein.
Die deutsche Konjunktur habe sich merklich abgekühlt, die Nachfrage aus dem In- und Ausland sei derzeit schwach, heisst es im Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforscher, das am Donnerstag in Berlin vorgelegt wurde. Im dritten Quartal habe die Wirtschaft sogar stagniert.
Als Ursachen nennen die Ökonomen die internationalen Krisenherde, aber auch die Schwäche im Inland. Die deutschen Exporteure leiden besonders. Im August fielen die Ausfuhren zum Vormonat um satte 5,8 Prozent. Das ist der stärkste Rückschlag seit gut fünfeinhalb Jahren, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.
Die Forschungsinstitute rechnen für dieses Jahr nur noch mit 1,3 Prozent mehr Wirtschaftsleistung. Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandprodukt um 1,2 Prozent steigen. Vor einem halben Jahr hatten die Experten noch 1,9 Prozent für 2014 und 2,0 Prozent Wachstum für 2015 vorausgesagt.
Die Forscher empfehlen der Bundesregierung, die Wachstumskräfte zu stärken: mit einer Senkung der Abgabenbelastung und höheren Investitionen.
Zusammentreffen mehrerer Krisenherde
Die Weltwirtschaft wachse nur noch mit einem unerwartet mässigen Tempo. Insbesondere der Euroraum befinde sich in einer Schwächephase. Die internationalen Krisenherde in Syrien und im Irak, aber auch der weiter schwelende russisch-ukrainische Konflikt trübten die Aussichten zusätzlich ein.
«Das Zusammentreffen gleich mehrerer Krisenherde ist Sand im Getriebe einer prinzipiell auf Wachstum gepolten Weltwirtschaft», erklärte Anton Börner, Präsident des deutschen Aussenhandelsverbands BGA. «Dies führt zu einer nachhaltigen Verunsicherung auf den Märkten und dementsprechend auch zu einem Ausbleiben von notwendigen Investitionen.»
Der jüngste Einbruch bei den Auftragseingängen lasse erwarten, «dass diese Belastungen auch in der zweiten Jahreshälfte ihre Spuren im Aussenhandel hinterlassen werden», warnte Börner.
Auslastung sinkt
«Aber auch die Binnennachfrage zeigt deutliche Zeichen von Schwäche», heisst es im Herbstgutachten. Das Konsumklima habe sich zuletzt verschlechtert. Auch die Unternehmensinvestitionen gingen im zweiten Quartal zurück.
Wegen der Stagnation im zweiten Halbjahr werde die Auslastung der deutschen Wirtschaft sinken. Das hinterlässt auch Spuren auf dem Arbeitsmarkt: Der Beschäftigungsaufbau verlangsame sich.
Für das Herbstgutachten hat die Bundesregierung die Institute Ifo aus München, DIW aus Berlin, RWI aus Essen sowie IWH aus Halle beauftragt. Die Studie wird jeweils im Frühling und im Herbst vorgelegt.