Während der Hitzewelle starben mindestens elf Menschen im Wasser

Allein während der Hitzewelle der letzten zwei Wochen sind in der Schweiz mindestens elf Menschen ertrunken – vor allem in Seen und Flüssen. Praktisch alle Opfer sind Männer, mehrere stammten aus dem Ausland. Die einen überschätzen sich, die anderen haben nie richtig schwimmen gelernt.

Flussbaden ist erfrischend, aber nicht ungefährlich: Die Aare bei Bern (Archiv) (Bild: sda)

Allein während der Hitzewelle der letzten zwei Wochen sind in der Schweiz mindestens elf Menschen ertrunken – vor allem in Seen und Flüssen. Praktisch alle Opfer sind Männer, mehrere stammten aus dem Ausland. Die einen überschätzen sich, die anderen haben nie richtig schwimmen gelernt.

Die Liste wird jeden Tag länger: Ein 78-jähriger einheimischer Schwimmer ist am Donnerstag vergangener Woche im Genfersee bei Lutry VD tot geborgen worden. Am gleichen Tag starb ein 27-jähriger Tibeter im Rhein bei Birsfelden BL.

Am nächsten Morgen entdeckte ein Passant im Neuenburgersee bei Yvonand VD die Leiche eines 68-jährigen Fischers, der offenbar aus seinem Boot gefallen war. Am Nachmittag kam ein 33-jähriger Mann aus Polen beim Schwimmen im Thunersee bei Oberhofen BE ums Leben.

Die Serie riss auch am heissen Wochenende nicht ab. Ein 37-jähriger Einheimischer ging am Samstag beim Schwimmen im Genfersee in der Stadt Genf plötzlich unter und konnte nur noch tot geborgen werden.

Gleichentags starben ein 80-Jähriger aus der Region beim Schwimmen in der Aare bei Rubigen BE und eine 20-jährige Zürcherin beim Canyoning im Averser Rhein im Bündnerland.

Zwei Tote in der Reuss

Auch in dieser Woche ist der Genfersee erneut einem Mann zum Verhängnis geworden: Der 30-Jährige, der mit Freunden ein Boot gemietet hatte, ertrank am Dienstagabend.

In der Reuss haben gleich zwei Schwimmer ihr Leben verloren. Ein 29-jähriger Asylbewerber aus Sri Lanka, der seit Montag dieser Woche vermisst wurde, konnte am Donnerstag bei Windisch AG nur noch tot geborgen werden.

Ein zweiter Toter wurde am Donnerstag bei Stetten AG aus der Reuss gezogen. Möglicherweise handelt es sich um einen 14-jährigen Schüler, der am Montag beim Schwimmen mit seiner Klasse in Bremgarten AG weggetrieben worden war.

Am Mittwoch ist zudem ein 79-Jähriger beim Baden im Schwimmbad von Messen SO gestorben.

Auch junge gesunde Männer gehen unter

Mit Ausnahme des Canyoning-Opfers sind diese elf Verunglückten Männer. Ein seit Anfang Juli im Zürichsee vermisster Segler und ein im Wallis ertrunkener zweijähriger Bub sind nicht mitgezählt. Drei der Opfer stammten zudem aus dem Ausland – wie die beiden Südkoreaner, die unabhängig voneinander Ende Juli und Anfang August in der Aare ertrunken waren.

Für Prisca Wolfensberger, Mediensprecherin der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG), ist dies keine Überraschung, wie sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Männer gingen – auch beim Schwimmen – häufiger als Frauen aus Übermut, Selbstüberschätzung oder unter Alkoholeinfluss Risiken ein. Das relativ tiefe Alter vieler Opfer zeige, dass ihre körperliche Verfassung kaum die Ursache für die Unfälle war.

Auch der hohe Ausländeranteil erstaunt die SLRG nicht. Zum einen seien es Touristen, zum anderen Männer mit Migrationshintergrund, die ertränken – vor allem in Fliessgewässern. Sprecherin Wolfensberger führt dies darauf zurück, dass sie aus Ländern stammen, in denen die Menschen nicht schwimmen lernen, selbst wenn sie am Meer leben.

Touristen halten Fluss-Schwimmen für einfach

„In der Schweiz sehen sie dann, dass das Schwimmen in Flüssen offenbar Spass macht“, sagte Wolfensberger, „und sie nehmen an, dass es einfach ist.“ Touristen werde dabei zum Verhängnis, dass die Schweiz das einzige Land sei, in dem man mitten in Städten in einem Fluss baden könne.

Dass ungeachtet ihrer Herkunft während der letzten zwei Wochen so viele Menschen ertrunken sind, führt Wolfensberger auf die Hitze zurück. Wenn das Wasser in Flüssen und Seen allmählich warm werde, gingen auch jene baden, die offene Gewässer sonst mieden. Im Hitzesommer 2003 ertranken 88 Personen.

Die Ertrinkungsstatistik der SLRG für 2012 reicht bis zum Montag dieser Woche. Bis dann sind 25 Personen ertrunken. Im ganzen letzten Jahr waren es 40.

Aare: Mann springt von Brücke auf einen Bub

Dass Badeunfälle gelegentlich auch ein gutes Ende nehmen, zeigen zwei Beispiele aus Bern. Am Mittwoch wurde ein 36-jähriger und am Donnerstag ein 67-jähriger Mann aus der Aare gerettet – der eine von Passanten, der andere von Schwimmern.

Ebenfalls vergleichsweise glimpflich ausgegangen ist ein weiterer Unfall in Bern. Am letzten Samstag sprang ein Mann vom Schönausteg in die Aare und traf dabei einen Knaben. Der verletzte Bub wurde ans Ufer gebracht und ins Spital gefahren. Weitere Informationen wollte die Berner Kantonspolizei auf Anfrage nicht bekannt geben.

Nächster Artikel