Nach wochenlangen wachsenden Spannungen im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay ist es am Samstag zu einer Eskalation gekommen. Bei einem Protest von Häftlingen setzten Wärter nach Angaben der Gefängnisverwaltung Gummigeschosse ein.
Dabei habe niemand «nennenswerte» Verletzungen erlitten, teilte ein Sprecher der Gefängnisverwaltung am Samstag (Ortszeit) mit. Die Häftlinge in Camp 6 seien anschliessend auf Einzelzellen verteilt worden, um ihre «Gesundheit und Sicherheit» zu gewährleisten.
Zuvor hatten die Gefangenen den Angaben zufolge Überwachungskameras, Fenster und Glastrennwände verhüllt. Als die Wärter dies wieder rückgängig machen wollten, hätten einige Häftlinge «improvisierte Waffen» eingesetzt, woraufhin Sicherheitskräfte vier Schüsse aus «nicht-tödlichen» Waffen abgegeben hätten, wie der Sprecher weiter mitteilte.
Die Gefangenen hätten sich unter anderem mit Stielen von Besen und Mops gegen die Verlegung gewehrt, sagte der Sprecher der US-Lagerverwaltung, Robert Durand, laut der «Washington Post». Die Zeitung spekulierte, dass das US-Militär mit der Aktion die Gefangenen gezielt trennen wollte – in der Hoffnung, dass damit die Hungerstreikwelle gebrochen werden könne.
Dutzende im Hungerstreik
Seit Februar befinden sich in Guantánamo dutzende Gefangene im Hungerstreik. Sie begründen dies damit, dass Wärter bei der Durchsuchung ihrer Zellen unangemessen mit Koran-Ausgaben umgegangen sein sollen.
Während Anwälte angeben, dass die Mehrheit der 130 Häftlinge von Camp 6 inzwischen im Hungerstreik sind, spricht das Pentagon von 43. Elf von ihnen werden demnach zwangsernährt. Die zumeist ohne jede Anklage, geschweige denn einen Prozess festgehaltenen Männer würden immer verzweifelter, sagen Anwälte.
Das Gefangenenlager auf Kuba gibt es seit 2002. Obama hatte die Schliessung des Lagers vor seiner Wahl 2008 versprochen. Der Kongress verweigerte aber die finanziellen Mittel für die Schliessung und blockierte die Verlegung von Guantánamo-Häftlingen