Wahl-Appell an Latinos

Musik, Sklaverei-Geschichte und Fegefeuer sollen unschlüssige WählerInnen im letzten Moment doch noch an die Urne bringen. Dieser Clip, der Latinos anspornen soll, wählen zu gehen, gehört zu den seltenen aufmunternden Botschaften der allerletzten Tage eines gruseligen Wahlkampfes. Latinos sind die aufsteigende Minderheit in den USA. Sie sind längst zahlreicher als die AfroamerikanerInnen. Und in manchen […]

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Musik, Sklaverei-Geschichte und Fegefeuer sollen unschlüssige WählerInnen im letzten Moment doch noch an die Urne bringen.

Dieser Clip, der Latinos anspornen soll, wählen zu gehen, gehört zu den seltenen aufmunternden Botschaften der allerletzten Tage eines gruseligen Wahlkampfes.

Latinos sind die aufsteigende Minderheit in den USA. Sie sind längst zahlreicher als die AfroamerikanerInnen. Und in manchen Bundesstaaten – darunter solche Swing-States wie Nevada und Colorado – wird es von ihrem Wahlverhalten abhängen, ob Romney oder Obama gewinnt. Und irgendwann zwischen dem Jahr 2040 und 2050 werden alle Minderheiten gemeinsam die gegenwärtig noch größte Bevölkerungsgruppe der USA, die Weissen – die „Caucasians“, wie sie hierzulande heissen – in die Minderheit gedrängt haben.  

Der Clip sagt nicht, für wen Latinos stimmen sollen. Das ist ohnehin klar: wenn Latinos wählen, stimmen zwei Drittel von ihnen demokratisch. Das Problem ist, dass sie bis zum allerletzten Moment überlegen, ob sie überhaupt wählen. Viele erinnern sich noch an die Versprechen von 2008. Danach kam keine „umfassende Migrationsreform“. Sondern stattdessen mehr Abschiebungen als je zuvor.

Deutlich weniger wahlbegeistert als 2008 ist auch die afroamerikanische Community. Unter den KirchengängerInnen unter ihnen ist die Motivation noch am größten. Auch, wegen Reden wie dieser von Rev. William J. Barber, die gegenwärtig als Video zirkuliert. Darin zieht Barber den ganz großen Bogen von Gott, über die Sklaverei und die Bürgerrechte bis hin zu Obama. Geschichtsunterricht von der Kanzel.

Auf der anderen Seite hat Ex-Governor und Ex-Präsidentschaftskandidat Mike Huckabee, der es dann aber doch nur zum TV-Moderator gebracht hat, in den letzten Tagen eine Drohung mit dem Fegefeuer ins Web gestellt. Es ist die Neuauflage eines älteren Videos der katholischen Kirche. Auch bei Huckabee geht es um die ganze Palette der in seinen Kreisen üblichen Themen: vom „Lord“, über die Steuern, über die Ablehnung des Rechtes von Frauen auf Selbstentscheidung über ihren Körper, bis hin zu der Gegnerschaft zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Natürlich endet Huckabees Geschichte bei den Werten, die Romney verteidigt

Heute Morgen habe ich eine Gruppe von NachbarInnen getroffen, die vom Wahllokal zurück kamen. Alle trugen den Sticker „I voted“ am Revers. Und alle sagten mir, dass sie erleichtert sind, dass es am Dienstag Abend „endlich“ vorbei ist.

Genauso geht es mir.

Wie groß die Gesellschaft von uns Wahlmüden ist, zeigt das Video, das eine Mutter auf einem Parkplatz in Colorado von ihrer vierjährigen Tochter gedreht hat. Es ist binnen weniger als einer Woche mehr als 9,5 Millionen Mal angeklickt worden. Die kleine Abbie brach in Tränen aus, als im Radio wieder einmal die Namen der beiden Präsidentschaftskandidaten fielen. Warum? Abbie schluchzend: „I am tired of Bronco Bamma and Mitt Romney.

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